Argwöhnisch blickte ich im spanischen San Sebastián aus dem Fenster. Schwere Wolken verdeckten den Himmel. Das war nicht schön, aber es half nichts. An diesem Freitag ging ich auf die längste Etappe meiner ersten großen Motorradreise.
Mein Ziel war Crest in Frankreich. Dort wollte ich bei meinem Kumpel und Namensvetter Patrick übernachten. Google sagte mir, dass ich 800 Kilometer vor mir hatte – fast alles Autobahn.
Das Video zum Beitrag findest Du im Titelbild oder wenn Du hier klickst.
PCR-Test zur Einreise nach Frankreich
Um nach Frankreich einzureisen, benötigte ich einen PCR-Test. Im Internet hatte ich gelesen, dass der auch streng kontrolliert würde.
Der Test kostete mich 100 Euro und nach 24 Stunden hatte ich das Ergebnis in meinen Mails.
Keine Kontrolle an der Grenze
An der Grenze passierte allerdings gar nichts. Dort war lediglich eine Maut-Station, die nicht anders aussah, als die vielen, die ich an diesem Tag noch passieren würde. Wenn da nicht ein paar Leute in gelben Westen und mit Maschinengewehren gestanden hätten, hätte ich nicht wahrnehmen können, dass dies eine Grenze ist.
Ich bezahlte die Maut und fuhr an den Leuten in den gelben Westen vorbei. Möglicherweise ziehen die Leute Stichproben-artig raus, aber für mich interessierten sie sich nicht.
Auf einmal geht der Motor aus
Das verlief also problemlos. Wenig später allerdings fing mein Motorrad auf einmal an zu ruckeln und zu zuckeln und ging aus. Sofort wusste ich, mein Benzin ist leer.
Ich kann mit der Ténéré 350 Kilometer fahren – auf jeden Fall. Das hatte ich auf der Reise mehrere Male gemacht. Die 350 Kilometer hatte ich heute aber noch nicht erreicht. Dennoch war das Benzin leer. Was ich nicht bedacht hatte, ist, dass ich bei hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn viel mehr Sprit verbrauche. Nun bekam ich die Quittung.
Starten, rollen, schütteln
Im Geleit eines anderen Motorradfahrers, der angehalten hatte, um mir beizustehen, zuckelten ich und meine Luzy auf dem Seitenstreifen entlang. Es waren noch drei, vier Kilometer bis zur Tankstelle.
Immer wieder erstarb der Motor und irgendwann sprang die Maschine nicht mehr an. Ich erinnerte mich, dass der Werner mir von einem ähnlichen Vorfall erzählt hatte. Er habe die Maschine dann immer etwas geschüttelt und ruhen lassen und dann sei sie wieder gestartet.
Die gleiche Technik funktionierte auch bei mir. Trotzdem wurden die Abstände des Neustartenmüssens immer kürzer. Auf der Ausfahrt zur Tankstelle war Schluss, Noch einmal schüttelte ich die Maschine hin und her, wippte das schwere Gerät nach vorne und hinten. Dann drückte ich den Startknopf. Der Motor startete, erstarb jedoch kurz darauf wieder. Ich hatte aber genug Schwung holen können, um gerade so bis zur Zapfsäule rollen zu können.
16 Liter für meinen 16 Liter-Tank
Erleichtert verabschiedete ich meinen Begleiter, tankte genau 16 Liter in meinen 16 Liter fassenden Tank und war so glücklich,, dass mich auch der Preis von 1,859 nicht ärgern konnte. Ich gönnte mir sogar noch ein extrem überteuertes Baguette.
Danach lief es wie geschmiert. 800 Kilometer auf dem Motorrad sind aber viel – zumindest für mich. Autobahn ist für mich auch kein Motorrad-Terrain – zudem regnete es immer wieder.
800 Kilometer Autobahn sind kein Spaß
Irgendwann dachte ich nur noch darüber nach, ob ich noch eine Pause machen soll, um meinen Hintern ein wenig zu entlasten oder ob ich diese Zeit nicht verschwenden soll. Gegen Ende hin tat mir der Hintern extrem weh und ich wusste gar nicht mehr, wie ich sitzen sollte. Manchmal fuhr ich im Stehen, aber bei den hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn ist das auch nicht besonders angenehm.
Nach 9,5 Stunden erreichte ich schließlich das Haus meines Kumpels Patrick in Crest. Das Wetter war bei Montpellier deutlich besser geworden. 798 Kilometer standen auf dem Tacho. Es war vollbracht.
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