Eigentlich wollte ich die Etappen kurz halten. Aber weil ich zwischen Straßburg und Lyon keine geeignete (heißt: günstige) Unterkunft fand, beschloss ich, direkt bis zur Stadt von Paul Bocuse durchzufahren. Am Ende waren das 450 Kilometer, 10 Stunden und eine Ténéré am Boden.

Das Video zu dieser Etappe findest Du im Titelbild oder wenn Du hier klickst.

Die vielen Taschen machen mich fertig

Eigentlich wollte ich um 8 Uhr morgens losfahren. Aber nachdem ich mein ganzes Zeug auf das Motorrad gepackt hatte, war auf einmal mein Handy weg.

Das ist etwas, dass mich am Motorrad-Reisen nervt. Ich habe so viele Taschen, dass ich ständig irgendetwas suche.

Obwohl ich die Hälfte meiner Sachen wieder von meiner Luzy runtergeräumt und durchsucht hatte, blieb mein Handy verschollen. „Vielleicht habe ich es aufm Zimmer liegen lassen“, dachte ich, ließ mir an der Rezeption des Hotels, aus dem ich bereits ausgecheckt hatte, meinen Schlüssel wieder geben, nur um dann im Aufzug festzustellen, dass sich das gute Stück in der Bauchtausche meines Pullis befand. Als ich alles wieder verstaut hatte und endlich auf dem Bock saß, war es 8:40 Uhr.

Ténéré down

Dann aber verlief die Fahrt reibungslos. Trotzdem hielt ich etliche Male an. Mal wollte ich eine Kamera anbringen. Mal beschloss ich, an dem Rad für mein Fahrwerk zu drehen, um das Flattern des Lenkers zu reduzieren. Mal hörte mein Bluetooth-Gerät den Befehl „Hey Google“ und verschob das Navi in ein winzig kleines Fenster auf dem Handy. Da ich es mit meinen Handschuhen nicht bedienen kann, musste ich anhalten, um es wieder groß zu machen. Und mal musste ich für kleine Motorradfahrer.

Dabei ergab es sich, dass die Straße etwas schräg war und ich zur anderen Seite von der Maschine absteigen wollte. Wenige Sekunden später lag das gute Stück am Boden – zum ersten Mal.

Ich habe das einmal geübt

Sie war zwar aus dem Stand sanft gefallen, aber ich hatte das Aufheben bisher nur einmal bei einem Offroad-Kurs mit einem deutlich kleineren Gerät geübt.

Ich erinnerte mich an die Technik, die mir beigebracht worden war: Erstmal den Lenker ganz einschlagen. Schon das war aufgrund des hohen Gewichts schwierig. Als ich an der Lenkstange herum hebelte, bemerkte ich, dass es aus meiner eigentlich wasserdichten Trinkflasche, die ich auf einer der Satteltaschen befestigt hatte, tropfte. Komisch, denn mein Motorrad war auf die andere Seite gefallen.

Später sollte ich das mit der Trinkflasche wieder vergessen haben, so dass eine hübsche Menge Wasser in mein Hostelbett lief. Andere zahlen viel Geld für ein Wasserbett.

Yes, I can!

Am Lenker hievte ich meine Luzy nach oben. Es gab aber einen Punkt, über den ich sie nicht hoch bekam. „Gut, gehe ich erst einmal Pipi machen, stelle die Kamera auf und versuche es noch einmal.“

Unter Druck arbeite ich anscheinend besser. Denn als die Kamera lief, bekam ich die Maschine unter lautem Stöhnen und Fluchen wieder aufgestellt.

Schäden schien Luzy auch keine zu haben. Nur der eine Heizgriff war vom Aufheben verdreht.

Die Sauerei am nächsten Tag

Alle Episoden meiner ersten großen Motorradreise

Das böse Erwachen kam am nächsten Tag, als ich in Lyon meine Kette ölen wollte. Dafür öffnete ich die Satteltasche mit dem Werkzeug. Es roch komisch. Nach einem ersten Griff hinein, war auch das Gefühl komisch -irgendwie schmierig.

Wie sich herausstellte, hatten sich die Dosen *Kriechöl und das *Kettenspray (Mit einem * gekennzeichnete Links sind Werbung in Form von Affiliate-Links. Wenn du darauf klickst und über diesen Link einkaufst, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.) in meine Satteltasche entleert. Das war die Seite, auf die das Motorrad gefallen war und ich hatte wohl alles andere als schlau gepackt. Das Kettenspray war komplett leer, im Kriechöl befand sich noch ein kleiner Rest. Stichwort Lehrgeld.

Obwohl ich viele Sachen einzeln in Plastiktüten verpackt hatte, war das Öl überall hingekrochen.

In der Tasche hatte ich neben Werkzeug und Ersatzschläuchen noch Camping-Equipment. Meine Hängematte und mein aufblasbares Kopfkissen hatte es auch erwischt.

Die nächste Stunde verbrachte ich im Gemeinschaftsbad des Hostels, um zu putzen. Das Zeug ist wasserabweisend, aber mit Seife ging es einigermaßen weg. Wenn ich irgendwann mal ein eigenes Zimmer habe und ein paar Tage bleibe, werde ich nochmal richtig sauber machen.

Glück im Unglück war, dass sich nur zwei Straßen von meinem Hostel entfernt eine Motorrad-Werkstatt befand, wo ich neues Kettenspray bekam. Ich ölte die Kette und hoffe, dass ich die Dosen nun besser verstaut habe.

Ansonsten ist es eigentlich ganz schön

Das hört sich nervig an und das war es auch. Aber auf der Fahrt wusste ich davon noch nichts und hatte viel Spaß die kurvigen und kreiseligen Landstraßen Frankreichs zu befahren.

Am Ende kam ich ins Dunkle – schon zum zweiten Mal auf der dritten Etappe. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich eigentlich nicht nachts fahren wollte.

Nun befinde ich mich in Lyon. Aus zwei Nächten wurden vier. Es gab selten eine Stadt, die mich so schnell so gefangen hat. Dabei wusste ich vorher nichts über Lyon. Aber manchmal sind die Orte, von denen man nichts erwartet, umso schöner.

Dennoch, ich muss weiter – Afrika heißt das Ziel – hoffentlich erstmal ohne Malheurs.

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