Als ich aus Marrakesch herausfahre, erreiche ich einen Meilenstein: 10.000 Kilometer sind meine  Ténéré 700 und ich zusammen gefahren. Aber es gibt noch mehr Meilensteine auf der 25. Etappe meiner Motorrad-Reise.

Das Video zur Etappe findest Du im Titelbild oder wenn Du hier klickst.

Ein Auge auf dem Tacho

Die Inspektion für 10.000 Kilometer hatte ich bereits in Spanien machen lassen. Damals hatte ich aber erst 8.300 Kilometer auf dem Zähler. Nun waren es tatsächlich nur noch 20 Kilometer bis zu der magischen Marke.

Als ich mich in Marrakesch in den Sattel schwang und mich durch den Verkehr wühlte, hatte ich ein Auge ständig auf meinem Tacho. Auf keinen Fall wollte ich es verpassen, wenn er genau 10.000 Kilometer zeigte.

Kurz nach dem Stadtausgang war es soweit. Sofort hielt ich am Straßenrand an und den Moment mit meiner Kamera fest, denn ich war schon ein wenig stolz.

Zum zweiten Mal im Zelt

Danach ging es Richtung Strand. Grob hatte ich Sidi Rabat angepeilt, aber dann schlug ich mein Lager doch auf einem Campingplatz in Sidi Wassay (oder auch Sidi Ouassay) auf.

Nach der einen Nacht Wildcampen in Spanien war es das zweite Mal, dass ich mein Zelt aufbaute. Der Untergrund war sandig, aber ohne den Wind, der mir den Aufbau beim letzten Mal erschwert hatte, ging er mir dieses Mal erstaunlich leicht von der Hand.

Nur wenige Meter von meinem Zelt entfernt, rauschten die Wellen des Atlantiks an den Strand. Seit ich in Tanger in Afrika an Land ging, war es das erste Mal, dass ich wieder das Meer sah.

Aus 600 Metern werden 3 Kilometer

Ganz in der Nähe des Campingplatzes befand sich ein Nationalpark. Laut Google gab es dort Flamingos und andere Vögel zu sehen, sogar Strauße sollten dort leben – und Antilopen.

Ich fragte den Chef des Campingplatzes, wie ich dort am besten hinkäme und ob das Motorrad eine Option sei. Er riet davon ab. Denn mit dem Bike hätte ich 13 Km fahren und dann das Motorrad abstellen müssen, da ich nicht in den Park hineinfahren dürfe. Zu Fuß am Strand entlang seien es aber nur 600 Meter.

Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Die 600 Meter waren in Wirklichkeit 3 Km und als ich den Eingang des Nationalparks erreichte, sah ich abseits vom Strand einige Vögel an einem See. Die waren aber so weit weg, dass ich nicht erkennen konnte, was für welche es waren.

Ich hatte ein Schild gesehen, dass ein Verlassen des Weges verbot. Ganz sicher war ich mir nicht, weil es auf Französisch war, aber es war doch relativ eindeutig.

Zu nah an den Flamingos

Der Weg führte ins Landesinnere. Ich hatte aber keine Lust, diesem bis wer weiß wohin zu folgen, um dann vielleicht etwas zu sehen, vielleicht aber auch nicht. Also beschloss ich die Böschung hinunter zu laufen und mir die Vögel an dem See näher anzuschauen.

Alle Episoden meiner ersten großen Motorradreise

Als ich nah genug war, um zu erkennen, dass es sich um Flamingos handelte, hörte ich ein Pfeifen. Es war windig und ich konnte es nicht zuordnen. Zunächst dachte ich, dass die Vögel dieses Geräusch möglicherweise von sich gaben. Als es aber lauter wurde, begriff ich, dass es die Trillerpfeife eines Mannes war, den ich zuvor auf einem Hügel hatte sitzen sehen.

Ich ging auf ihn zu und als ich nah genug war, um mit ihm zu sprechen, sah ich, dass er nicht erfreut war. Auf Französisch erklärte er mir, dass ich nicht so nah an den See dürfe und dass ich jetzt mit meinem Pass mitkommen müsse und wohl eine Strafe bekäme.

Ich nix verstehen

Da meine Französisch-Kenntnisse gleich Null sind, verstand ich ihn nur mäßig und diese Karte spielte ich auch. Ich sagte immer wieder, dass ich ihn nicht verstehen würde und dass ich von dem Verbot nicht gewusst hätte. Ich wollte doch nur zurück zu meinem Campingplatz. Nach einigem Hin und Her nickte er, reichte mir die Hand und ließ mich gehen. Das war sehr nett von ihm.

Außer den Flamingos, ein paar Möwen, Spuren von Kamelen und möglicherweise Antilopen (meine Spurenleser-Kenntnisse sind ungefähr so gut wie die in Französisch) im Sand, sah ich keine Tiere.

Pflege für die T7

Auf meinem Campingplatz gab es neben deutschen, französischen und Schweizer Dauercampern auch ein Restaurant, WLAN und einen Supermarkt. Ich blieb 3 Nächte.

Da ich nun direkt neben meiner T7 schlief, nutzte ich die Zeit, um die Kette mal wieder zu reinigen, zu ölen und sie insgesamt etwas zu reinigen. In Marokko ist es überall sandig und mein Ténéré hatte viel davon aufgesammelt.

Außerdem arrangierte ich mein Gepäck neu. Ich verteilte meine Sachen anders in meinen Taschen und vor allem platzierte ich den großen Rucksack nun längs anstatt quer auf der Sitzbank, weil ich hoffte, dadurch die Balance zu verbessern. Auch mein Zelt wanderte von der Seitentasche in die Mitte.

Neu aufgestellt konnte es nun weitergehen. Der nächste Strand wartete.

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