Jetzt bin ich ein Moskowit

Der Rote Platz in Moskau im Winter (Foto: Ruti)
Heute bin ich genau 31 Tage in Moskau. Damit weile ich nun länger in Russland als je zuvor, denn das Touristenvisum erlaubt einen Aufenthalt von maximal 30 Tagen. Seit etwas mehr als einer Woche bin ich auch Einwohner der Stadt Moskau.

Meine erste Wohnung außerhalb Hessens

Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine Mietwohnung außerhalb Hessens habe und abgesehen davon, dass es hier arschkalt ist und fast jeden Tag schneit, lebt es sich ganz gut in der größten Stadt Europas.

Wieviele Menschen in Moskau wohnen, weiß keiner so genau. Offiziell sind es 12 Millionen, aber die Schätzungen für die wirkliche Einwohnerzahl liegen bei 15 bis 20 Millionen. Das sind viele, aber dank der sowjetischen Bauweise mit ihren riesigen Plätzen und Straßen verläuft sich das ganz gut.

Nur wenn die Rush-Hour anbricht, wird es eng in der wohl schönsten Metro der Welt. So eng, dass es unangenehm wird, wenn sich die Leute in die Bahn rein- und mir die Luft aus der Lunge rauspressen. „Machen sie das zu Hause auch so“, würde der Deutsche in mir dann gern kopfschüttelnd sagen. Wenn ich keine Kontrolle mehr darüber habe, wo ich eigentlich stehen will, ist das mir eindeutig zu viel Körperkontakt mit fremden Menschen.

Doppelte Wohnungssuche

Alle Episoden meines Russland-Aufenthalts

Die Wohnungssuche gestaltete sich schwieriger als erwartet. Zunächst hatte ich in einem Apartment nahe der Tverskaya-Straße gewohnt. Das ist ziemlich zentral in der Innenstadt und sollte nur als Schlafstätte dienen, bis ich eine Mietwohnung gefunden haben würde.

Dies war mir zwar bereits in der ersten Woche geglückt. Leider wartete die Vermieterin am Tag der Vertragsunterzeichnung jedoch mit einer doch relativ unglaubwürdigen Geschichte auf, warum es doch nichts wird mit der Wohnung und mir:

Ihr Makler, der sich eigentlich um ihre Wohnung kümmere, sei in Thailand im Urlaub gewesen. Deshalb habe sie sich dieses Mal persönlich um die Vermietung gekümmert. Das hatte sie uns auch schon bei der Besichtigung erzählt.

Nun aber sei der Makler auf einmal wieder zurück und der habe bereits vor seiner Abreise einer anderen Frau eine Zusage gegeben und die habe auch schon was angezahlt. Es tue ihr sehr leid, meinte die Vermieterin, aber sie habe davon heute erst erfahren. Ja genau…

Vor allem erzählte sie uns – also meiner Freundin – das erst, nachdem sie sich erst gar nicht mehr gemeldet hatte und wir nachfragten, was denn jetzt mit der Unterzeichnung des Vertrags sei.

Für mich ging die Wohnungssuche dann jedenfalls wieder von vorne los. Ich hatte mir zwar noch andere Wohnungen angeschaut, dort aber bereits abgesagt.

Meinen Aufenthalt in dem gar nicht mal so günstigen Apartment an der Twerskaja-Straße musste ich dann nochmal verlängern. 3 Wochen blieb ich dort schließlich.

Besuch vom Kammerjäger

Aber nun habe ich eine hübsche Wohnung gefunden – Wohnküche, Balkon, Schlafzimmer, Gästezimmer, alles neu renoviert.

Naja, ehrlich gesagt, lief auch hier nicht alles glatt: Kurz, nachdem ich eingezogen war, bemerkte ich die Anwesenheit kleiner Krabbeltierchen in Bad und Küche. Natürlich war ich alles andere als begeistert über meine Mitbewohner. Aber nachdem ich die Vermieterin informiert hatte, kam der Kammerjäger und kümmerte sich darum. Jetzt ist alles picobello. Ich hoffe, es bleibt auch so.

Das Wohnzimmer meiner Wohnung in Moskau.
Mein Wohnzimmer in Moskau

Der Kampf mit der russischen Sprache

Nun bin ich also Einwohner Moskaus. Unter der Woche gehe ich zur Schule und lerne Russisch. Nach dem ersten Monat im September letzten Jahres hatte ich behauptet, die Sprache sei nicht so schwer. Das nehme ich zurück. Einfach ist sie nicht.

Nach 2 Monaten bin ich ganz gut in Ein-Wort-Sätzen und Standardphrasen. Soll heißen, einkaufen und bestellen geht, von einem lockeren Gespräch auf der Straße bin ich aber noch weit entfernt. Aber ich kann was über meine Familie erzählen, wo ich herkomme, wie alt ich bin und wie beschissen das Wetter heute wieder ist. Wenn dann geantwortet wird, reagiere ich meistens mit: „я не понимаю (ich verstehe nicht).“ Immerhin habe ich gestern im Museum ein Lob dafür bekommen, wie gut ich diesen Satz auf Russisch ausspreche.

4 Kommentare

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  • Hut ab!

    Zufällig hatte ich gestern mein altes „Tagebuch“ gefunden. In Moskau war ich vor dem ersten Heimatbesuch 172 Tage. Ab dem 27.08.1995. Danach weitere Aufenthalte, Praktika und irgendwann dann beruflich längere Zeiten dort. „Infiziert“ hat mich das Land allerdings schon 1992.

    Die Baikaltour habe ich auch gemacht (Anfang Januar 1996). Im Winter absolut sehenswert. Zur Dschersinskikälte (-42) war ich dann passend in Ulan Ude.

    • Wow, -42 habe ich noch nicht erlebt. Ich war letztes Jahr in St. Moritz. Da hat es knapp -30 gehabt. Das war eigentlich schon kalt genug. Aber zu Russland: Ich finds echt cool hier, so ganz anders, als man es im Westen aus den Nachrichten kennt. Hoffentlich schaffe ich es nochmal im Winter zum Baikalsee und auch ganz in den Osten des Landes. Heute ist einer der wärmsten Tage des Jahres bisher: 11 Grad in Moskau;)

  • Hi Ruti,
    Kompliment und Respekt für deine Vorhaben! Sechs Jahre Russischunterricht in der Schule waren der Horror. Naja – damals hat man das ja nicht freiwillig gemacht.
    Viele Grüße von deinem Ex-Kollegen.
    Lars

    • Servus,

      ich glaube, es ist ein großer Unterschied, ob man das in der schule machen muss oder freiwillig macht und ob man im Land der Sprache ist. Ich wusste nicht, dass Du auch einen Blog hat. Ich schau gleich mal vorbei;)