Wetter-Voodoo in Moskau

Nach dem Sturm in Moskau, siehts in meiner Nachbarschaft heftig aus. (Foto: Ruti)

Meine Fresse, was war das für ein Sturm gestern. Normalerweise ist das Wetter hier in Moskau gar nicht so schlecht, sagen die Russen. Und normalerweise sei es zu dieser Jahreszeit viel besser. Das mag ja sein, aber immer, wenn ich in Moskau bin, ist das Wetter gerade ungewöhnlich mies.

Als ich 2016 zum ersten Mal in die Stadt kam, hatte ich gerade St. Petersburg verlassen, das nur 70 Sonnentage pro Jahr bekommt, mir aber in meinen 5 ausschließlich feinstes T-Shirt-Wetter beschert hatte.

In Moskau ist es im Allgemeinen deutlich besser. Allerdings bekam ich in meiner Woche nur Regen und eine Menge Grautöne. Okay, kann passieren. Jeder hat mal Pech.

Wann wirds mal wieder richtig Sommer?

Alle Episoden meines Russland-Aufenthalts

Im September kam ich zum zweiten Mal in die Stadt. Dieses Mal blieb ich einen Monat. Das Wetter war zwar nicht die ganze Zeit scheiße, aber es war kalt – und dieser „Indian-Summer“, der sowas, wie unser Spätsommer ist und den Einheimischen zufolge jeden Moment kommen hätte müssen, war ausgerechnet im letzten Jahr aushäusig.

Na gut, dann wird es eben was 2017, dachte ich. Wenn ich mehrere Monate in Moskau bin, muss es ja auch irgendwann gut sein. Nun ja, vielleicht war es wettermäßig nicht die schlauste Idee Mitte Januar nach Russland zu gehen. Da hat es dann eben schonmal minus 20 Grad – wochenlang. Aber auch hier kommt irgendwann der Frühling. Blöd ist nur, dass der dieses Jahr ungewöhnlich lange auf sich warten ließ. Vor 3 Wochen, Mitte Mai!, hat es noch geschneit.

Aber seit dem ist es besser geworden. Manchmal steigt die Temperatur auf über 20 Grad und das hält dann auch 2, wenn es gut läuft, sogar 3 Tage an. Und man ist dann auch nicht so schrecklich verwöhnt wie im für Traumwetter bekannten Deutschland. Ich hatte mich noch nie so doll über Sonne gefreut wie hier in Moskau, als sie sich dann Mal blicken ließ. Langsam wurden die kalten Tage dann auch wirklich weniger und die Bäume grüner. Es ging bergauf. Bis gestern.

Der Jahrhundert-Sturm

Ich war glücklicherweise zu Hause und hab so rumgelümmelt, als es draußen immer heftiger klapperte und gegen meine Fenster klopfte. „Jetzt regnet und windet es aber heftig“, dachte ich. Dass in Moskau gerade der krasseste Sturm in diesem Jahrtausend tobte, wurde mir erst klar, als ich mich mit einem Freund in der Stadt verabredet hatte.

Auf dem Weg zur Metro sah ich dann die umgefallenen Bäume, die teilweise die Wege blockierten oder auf Autos gefallen waren. Und ich rede großen, starken Bäumen.

Tausende Bäume haben dem Sturm in Moskau nicht standhalten können. (Foto: ruti)
Tausende Bäume haben dem Sturm in Moskau nicht standhalten können.

Der Freund erzählte mir, dass er während des Sturms im Auto saß und um ein Haar ein Baum darauf gefallen wäre, wenn ihn nicht ein Russe geschnitten und überholt hätte, den der Baum dann erwischt hatte.

Tatsächlich hat es, wie ich gelesen habe, über 3500 Bäume umgehauen. 2000 Autos und über 200 Gebäude wurden beschädigt. 18.000 Haushalte hatten Stromausfall. Etliche Menschen wurden verletzt und es gab einige Tote.

Heute scheint die Sonne, als wäre nichts gewesen. Ich bin vielleicht ein Trottel, aber ich hoffe immer noch auf gutes Wetter, das mal 2, 3 Wochen anhält. Wir sind doch nicht beim Voodoo.

Spektakuläres Video vom Sturm

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