Odyssee am Flughafen Astana

Der Flughafen in Astana, Kasachstan (Quelle: ruti)

Meine Reise nach Kasachstan war super. Der Beginn allerdings verlief anders als geplant. Es folgt eine Geschichte über Sicherheitsbedenken, Verdächtigungen und meiner anerzogenen Angst vor der Willkür der Sowjetunion.

Mit Air Astana bin ich zusammen mit meiner Mutter nach Astana geflogen. Von dort aus wollte ich direkt weiter nach Almaty fliegen. Zunächst verlief alles reibungslos: Eine attraktive Zollbeamtin in einer autoritär wirkenden Militäruniform machte zwar einen strengen Eindruck, ließ mich aber nach zehnminütiger Durchsicht meiner Papiere und einigen prüfenden Blicken die Grenze passieren.

Business-Class? Da könnte ja jeder kommen

Mein Ticket berechtigte mich, Business-Class zu fliegen, falls diese nicht komplett ausgebucht ist. Also ging ich zum Schalter, um das zu klären. Damit nichts schief läuft, hatte meine Mutter ein Schreiben von Air Astana dabei. Darauf stand, dass unsere Berechtigung für die Business-Class im Computersystem hinterlegt sei.

Die Mitarbeiterin am Check-In-Schalter am Flughafen Astana konnte mit unserem Anliegen jedoch gar nichts anfangen und holte sich erst einmal Verstärkung. Nach einigen Minuten starrten 3 Frauen ratlos in den Computer, gaben uns unser Schreiben zurück und speisten uns mit „This is not enough“ ab.

Beim Security-Check wurde ich gestoppt

Da wir keinen Bock auf Stress hatten, akzeptierten wir die Abfuhr und wollten die restliche Zeit nutzen, um ein wenig zu schlafen. Denn auf den 5 Stunden von Frankfurt nach Astana war ich nicht zum Schlafen gekommen, weil die Crew aufgrund von Turbulenzen den Service eingestellt hatte und ich darauf wartete, dass es endlich was zu Essen gab. Die Augen sollte ich aber auch in Astana nicht zu bekommen.

Denn bei der Security-Kontrolle für den Inlandsflug stoppten mich die Beamten und diskutierten untereinander auf Russisch. Ich verstand kein Wort. Nach einigen Minuten wurde mir ein Telefonhörer gereicht und eine Frauenstimme fragte mich nach meinem Gepäck. Es ging jedoch nicht um mein Handgepäck, sondern um den bereits in Frankfurt aufgegebenen Koffer.

Alleine in die Katakomben

Was sich denn genau in meinem Koffer befinde, wollte die Frauenstimme wissen. „Just Clothes“, sagte ich. „No, that is not right“, war ihre Antwort. Ein wenig verdutzt überlegte ich kurz und sagte dann, dass ich noch Schuhe dabei hätte. Doch das war offensichtlich auch nicht das, was sie hören wollte. Sie forderte mich auf, den Telefonhörer zurückzugeben. Ich gehorchte.

Der Security-Beamte diskutierte am Telefon, erneut verstand ich nichts. Dann sollte ich ihm folgen. Er führte mich durch einige Türen,  die er erst aufschließen musste,  zu einem Fahrstuhl und wir fuhren abwärts. Mein Pass und mein Ticket wurden natürlich erstmal bei der Security-Kontrolle einbehalten.

Rätselhafter Aufenthalt in der Gepäckabfertigung

Auf dem Weg nach unten befiel mich kurz der Gedanke, dass ich jetzt irgendwo in den Katakomben am Flughafen Astana nach altem sowjetischen Klischee verprügelt werden könnte. Der Verdacht verstärkte sich, als die Tür aufging und ich mich in der Gepäckabfertigung befand. Durch ein offenes Tor konnte ich Flugzeuge sehen,  ich befand mich quasi direkt vor dem Rollfeld. In der Halle warfen Arbeiter Koffer durch die Gegend. Der Beamte, dem ich hierher gefolgt war, ließ mich in der Kälte stehen und ich wartete auf mein Schicksal.

Nach etwa 5 Minuten kam er wieder und meinte, die Angelegenheit hätte sich erledigt. Er führte mich wieder hoch, gab mir Ticket und Pass zurück und ließ mich gehen.

Erleichtert wollte ich nach dem ganzen Stress noch schnell eine Zigarette rauchen. Es waren nun nämlich nur noch 20 Minuten bis zum Abflug und Schlafen war jetzt nicht mehr drin.

Im Raucherkabuff hatte ich kaum zwei Züge genommen, als ich meinen Namen in der Durchsage hörte. Ich sollte umgehend am Gate erscheinen, hieß es. Natürlich ging es erneut um mein Gepäck. Dieses Mal wurde mein Baggage-Tag, also der Aufkleber mit der ID meines Koffers, überprüft. Nachdem die Beamtin ihre Arbeit gemacht hatte, sprach sie von einer Verwechslung. Es gab anscheinend noch einen Passagier aus Deutschland, der so ähnlich hieß wie ich. Nennen wir ihn hier „Herr Ruthman“.

Überraschende Wendung

Ich durfte also mitfliegen. Als ich im Flugzeug auf meinem Economy-Class-Sitz Platz genommen hatte, dauerte es nicht lange, bis erneut eine Air-Astana-Angestellte vor mir stand. „Okay, jetzt muss ich endgültig aussteigen“, dachte ich.

Doch ich irrte mich. Die Lady entschuldigte sich, drückte mir eine Bordkarte für die Business Class in die Hand und erklärte mir, ich dürfe mich nun sofort umsetzen. Es habe einen Systemfehler im Computer gegeben.

Also zog ich in die Business Class um. Als ich mich hingesetzt hatte, sah ich vor mir einen Herren mit seiner Bordkarte spielen. Der Name, der auf der Karte stand, war Ruthman. Was in seinem Gepäck drin war und ob es sich in der Maschine befand, habe ich nie erfahren.

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