Der Green Bazaar ist der größte Food-Market in Almaty. Grün ist es da aber überhaupt nicht. Der Markt befindet sich in und außerhalb einer ziemlich hässlichen mehrstöckigen Halle. Rund um das Gebäude werden Alltagswaren verkauft. Besondere Schätze habe ich dort keine gesehen. Innerhalb der Halle allerdings sieht das ganz anders aus.
Riesige Stände mit allerlei landestypischem Essen aus Kasachstan sind dort aufgebaut. Es reihen sich Verkäufer an Verkäufer, die mit Probehäppchen locken und darauf hoffen, einen Kunden zu gewinnen. Für mich war das ein kleines Paradies, in dem ich mir den Magen vollschlug.
Nüsse, die nach Schokolade schmecken
Als wir die Halle betraten, stolperten wir als erstes über den Bereich mit den Nüssen. Dort wurden wir freundlich begrüßt und ein Verkäufer bot uns ein paar seiner Waren an. Ich probierte sie der Reihe nach. Neben allerlei bekannten Nüsse, gab es auch viele Sorten, die ich noch nicht gesehen hatte. Mir ist vor allem eine im Gedächtnis geblieben, die direkt aus der Schale kommend nach Schokolade schmeckte.
Während ich kostete, plauderte ich mit dem Verkäufer und wir tauschten unsere Namen aus. Gekauft habe ich aber nichts. Der Verkäufer dachte jedoch nicht daran, aufzugeben und rief jedesmal, wenn ich wieder in der Nähe des Standes auftauchte, laut meinen Namen und versuchte mich zu locken. Einmal ging ich noch für ein paar Schokonüsse zu ihm rüber, blieb ansonsten aber standhaft.
Fleischabteilung zum Gruseln
Mit großem Spaß schlenderten wir weiter durch die Halle des Green Bazaar und stopften uns Käse, Kavier, und anderes Zeug in den Mund. Um uns herum erledigten die Stadtbewohner währenddessen ihren Einkauf. Meine Mutter konnte ebenfalls nicht widerstehen und kaufte eine Dose mit rotem Kavier, Safran und ein paar eingelegte Gurken.
Am anderen Ende der Halle befand sich die Fleischabteilung, die nach Tieren geordnet war. Neugierig bestaunte ich vor allem das Pferdefleisch, weil das teilweise riesige Stücke waren. In einem Nebengang spazierte ich einige Meter an gestapelten Schweinefüßen vorbei und ekelte mich ein wenig. Zum Probieren gab es hier nichts und der Geruch von rohem Fleisch war auch nicht soo angenehm. Deshalb entschied ich mich, wieder zu den anderen Lebensmitteln zu gehen und noch die ein oder andere Köstlichkeit zu mir zu nehmen
Die Tee-Situation auf dem Green Bazaar
Nach einer Weile waren wir ziemlich satt und brauchten eine Pause. Wir gingen in ein kleines schäbiges Restaurant, in dem einige Einheimische saßen, die Teekannen vor sich stehen hatten. Hunger hatten wir zwar keinen mehr, aber ein Tee ging schon noch. Von dem kasachischen Tee hatten wir zudem schon viel gehört und wollten ihn eh mal probieren.
Das, was wir bekamen, war jedoch nicht das, was wir erwartet hatten. Anstatt der coolen kasachischen Teetassen gab es Kaffeebecher, die mit heißem Wasser gefüllt waren. Die Kellnerin brachte zwei Schwarzteebeutel und warf sie lieblos hinein. Ein wenig enttäuscht tranken wir und beobachteten die anderen Gäste mit den Teekannen vor sich. Erst jetzt fiel uns auf, dass die überhaupt keinen Tee tranken. In den Kannen war eine milchige Flüssigkeit, die Teil ihres Mittagessens war und die die Einheimischen in ihre Suppenteller gossen. Und wir saßen da mit unserem beschissenen Tee. Naja, man kann nicht immer alles richtig machen
Schwangere Frau zieht Bier ab???
Als wir ausgetrunken hatten, machten wir uns auf den Weg zum Ausgang. Die Shops außerhalb der Essenshalle haben eine Angebotspalette, die von Klamotten bis Schreibwaren reicht. Ich fand die Läden nicht annähernd so toll wie den Lebensmittelbereich, aber meine Mutter hat bei einer Hose zugeschlagen.
Auf dem Weg zum Ausgang kamen wir an einem Getränkestand vorbei. Dort wurde eine Flüssigkeit verkauft, die wie naturtrübes Bier aussah. Als ich überlegte, ob es bereits spät genug sei, um Alkohol zu trinken, wurde ich stutzig. Denn gerade kaufte eine hochschwangere Frau ein Glas und zog es auf ex ab. Jetzt war ich mir nicht mir so sicher, ob das gelbe Zeug wirklich Bier war und fragte die Verkäuferin. Ich verstand nicht, was sie sagte, reimte mir aber zusammen, dass es kein Bier, sondern Kaktuslimonade war. Angesichts der schwangeren Frau beruhigte mich das und ich orderte einen Becher des Getränks. Der Geschmack war leicht säuerlich, ein wenig wie Apfelschorle. Alkohol war meiner Meinung nach nicht drin. Erfrischend wars allemal.
Ein Jahr später habe ich herausgefunden, dass es Limo mit Kwas war. Kwas ist ein ostslawisches Erfrischungsgetränk mit sehr geringem Alkoholanteil (mehr dazu hier). Keine Ahnung, wie ich auf Kaktuslimonade gekommen bin.
Bis auf Kwas und den Tee habe ich auf dem Green Bazaar nichts gekauft. Ich bin lediglich neugierig an den Ständen vorbeigelaufen, wo mir im Sekundentakt Leckereien in die Hand gedrückt wurden. Am Ende war ich pappsatt und wir machten uns auf den Rückweg.
Bus mit Oberleitung
Für die Fahrt hatten wir uns den Public-Bus ausgesucht. In Almaty gibt es noch Oberleitungsbusse. Sowas hatte ich noch nie gesehen und wollte unbedingt eine Fahrt damit machen
Update 2017: mittlerweile weiß ich, dass es diese Busse beispielsweise auch in Salzburg und Moskau gibt. In Moskau heißen sie Trolleybusse.
Es dauerte eine Weile, bis wir herausfanden, welcher der ständig ankommenden und abfahrenden Busse uns in die richtige Richtung bringt, aber wenig später saßen wir auf einer viel zu kleinen Bank in einem dieser Uralt-Fahrzeuge. Die Fahrkarte kostete 80 Tenge (40 Cent) pro Person, wovon wir aber irgendwie nur eine hatten.
Vor der Fahrt zog der Fahrer seine Arbeitshandschuhe an und hängte den Stromabnehmer in die Oberleitung. Ansonsten fährt der Bus ganz normal im Straßenverkehr, rangieren kann er wegen der Oberleitung jedoch nur einige Meter nach links und rechts. Die Fahrt war auf jeden Fall anders als gewohnt. Der Bus glitt zeitweise fast geräuschlos und dann wieder laut aus dem Heck dröhnend dahin. Während sich das Gefährt aus einer anderen Zeit durch den Stau quälte, starrten wir angestrengt aus dem Fenster, um die richtige Station nicht zu verpassen. Irgendwann erblickte ich das Hotel Kasachstan und wir stiegen aus.
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