Dormitory, kotzen, einpissen – eine Weihnachtsgeschichte

Sihanoukville - da herrschte noch Idylle. (Quelle: ruti)

Am 24.12.2013 bin ich in Sihanoukville angekommen. In der Stadt an der Südküste Kambodschas wollte ich die Feiertage verbringen. Hier gibt es einige Traumstrände, aber der Tourismus hat bereits Ballermann-ähnliche Auswüchse angenommen. Deshalb wollte ich an die Otres Beach 2 fahren. Dieser Strand liegt etwas außerhalb und es geht entspannter zu – normalerweise.

„Wie Maria und Joseph“

Da ich nicht reserviert hatte, musste ich erst einmal eine Bleibe für die Nacht suchen. Allerdings gestaltete sich das schwieriger als erwartet. Ich war offenbar nicht der einzige, der die Idee hatte, Weihnachten am Strand zu verbringen. Also pilgerte ich von Guesthouse zu Guesthouse, bekam aber immer nur Absagen: „Sorry Sir, we are full.“

Weihnachtsbaum auf kambodschanisch. (Quelle: ruti)
Weihnachtsbaum auf kambodschanisch.

Nach etwa sieben Anläufen, war mein letzter Versuch das „Footprints„. Als ich nach einem Zimmer fragte, antwortete die Chefin der Unterkunft mit einem biblischen Vergleich. „Das ist wie bei Maria und Josef. Die haben in der Nacht vor Jesu Geburt auch vergeblich nach einem Schlafplatz gesucht, bis eine Frau schließlich ein Herz hatte“, sagte die ältere ziemlich laid back wirkende Britin und fügte an: „Ich schicke an Weihnachten keinen weg. In unserem Dorm Room sind noch Betten frei. Du kannst dort schlafen.“

Ich wollte eigentlich nicht unbedingt in einem Mehrbettzimmer pennen, aber eine große Wahl hatte ich nicht und mir gefiel ihre Geschichte. Also nahm ich an.

Kotzen am Strand

Der Dorm Room war eine Holzhütte mit etwa 14 Betten, jeweils zwei übereinander. Ich suchte mir ein Hochbett aus und packte meine Sachen darauf. Wie sich noch herausstellen sollte, hatte ich eine schlechte Wahl getroffen.

Das Hostel aber war nett und der Strand direkt gegenüber. Ich belohnte mich nach der Reise von Phnom Penh mit einem Bier und sah mich etwas um.

Im „Footprints“ wurde Weihnachten britisch gefeiert. Das beutete, dass der 25.12. der große Tag war, an dem es ein großes Dinner geben sollte. Dafür war für den Heiligabend eine Party am Strand geplant. Ich gesellte mich zu den anderen Gästen und plauderte ein wenig, als sich mir bei einem Mojito plötzlich der Magen umdrehte. Mitten im Gespräch musste ich aufstehen und kotzte meinen Mageninhalt in die Brandung.

Ich bin extra noch schnell in den Schatten gegangen und dachte, dass mich keiner gesehen hätte. Aber als ich zurückging, fragten mich mehrere Leute, ob es mir gut gehe.

Einpissen am Strand

Mein Bett im Dorm Room "The Arc" (oben). Wer unter mir liegt, erkennt man an der Flagge auf dem Rucksack. (Quelle: ruti)
Mein Bett im Dorm Room „The Arc“ (oben). Wer unter mir liegt, erkennt man an der Flagge auf dem Rucksack.

Das ging es nicht. Der Abend war für mich zu Ende. Ich hatte brutale Magenkrämpfe und verabschiedete mich in mein Hochbett.

An Erholung war aber nicht zu denken. Denn wie sich herausstellte, hatte auch eine Gruppe halbstarker Kanadier dort ihr Quartier bezogen. Die ganze Nacht über polterten sie immer wieder stockbesoffen in den Dorm Room, brüllten sich an und berieten sich, ob sie nun Kondome benutzen sollten oder nicht. Zu allem Überfluss hatte ich mein Bett genau in ihrer Ecke ausgewählt. Das kann man nicht lernen.

Entsprechend gerädert stand ich am nächsten Morgen auf. Mit schmerzendem Magen schleppte ich mich zum Strand, legte mich auf eine Liege und blieb dort, bis die Sonne unterging.

Blick von meiner "Krankenliege". Ich habe schon schlechter gelitten. Die Kanadier (rechts daneben) habe ich mal ausgeblendet. (Quelle: ruti)
Blick von meiner „Krankenliege“. Ich habe schon schlechter gelitten. Die Kanadier (rechts daneben) habe ich mal ausgeblendet.

Währenddessen beobachtete ich die Kanadier. Sie machten genau da weiter, wo sie vorherige Nacht aufgehört hatten: Trinken und dummes Zeug schwätzen. Nachdem sie sich zunächst noch mit Einzelgetränken zufrieden gaben, fuhren sie gegen Mittag schwerere Geschütze auf und schleppten drei Kartons mit je 24 Bier an, die sie sich dann reinstellten.

Irgendwann war es soweit, dass sie sich dabei filmen ließen, wie sie sich am Strand in die Badeshorts pissten. Unwillkürlich musste ich an die Darstellung der Kanadier in „Southpark“ denken.

Fisch im Verdacht

Dieses Gericht habe ich schwer als Übeltäter im Verdacht. (Quelle: ruti)
Dieses Gericht habe ich schwer als Übeltäter im Verdacht.

Während die Kanadier auf dem Gas standen, stand ich auf der Bremse. Ich hatte mir schön den Magen verdorben. Ich überlegte, wo ich mir das geholt haben könnte.

Auf dem Weg von Phnom Penh hält der Bus an einem Restaurant. Es ist eher ein Straßenstand mit Dach, also genau mein Ding.

Ich begutachtete das Essen und traf meine Wahl. Da ich mir erst vergangenes Jahr den Magen verdorben hatte, fragte ich vor der Bestellung, was das denn sei. Die Antwort war „Chicken“ und ich stimmte zu.

Beim Essen stellte sich heraus, das es Fisch war – und der hat irgendwie schon eklig geschmeckt. Trotzdem aß ich fast die ganze Portion auf. Ein paar Stunden später war ich magenkrank.

Während die Kanadier 72 Bier tranken, nahm ich mit Mühe ein halbes trockenes Baguette und eine Cola zu mir.

Heilendes Wasser

Mein Weihnachtsfrühstück fiel dieses Mal etwas weniger üppig aus. (Quelle: ruti)
Mein Weihnachtsfrühstück fiel dieses Mal etwas weniger üppig aus.

Als ich so in der Sonne Kambodschas vor mich hinsiechte, bekam der Mann eines Honeymoon-Pärchens, mit dem ich am Vorabend geplaudert hatte, wohl Mitleid mit dem „leidenden“ Deutschen. Er riet mir, mal eine ganze Flasche Wasser zu trinken,

um die Keime rauszuspülen. Es fiel mir zwar nicht leicht, aber ich gehorchte und würgte es runter – und es half ganz schön gut.

Weihnachtsdinner am 25. Aus Sicherheitsgründen trinke ich Cola. (Quelle: ruti)
Weihnachtsdinner am 25. Aus Sicherheitsgründen trinke ich Cola.

Zusammen mit den Tabletten, die ich in weiser Voraussicht mitgenommen hatte, war ich bis zum Abend ich in der Lage, wenigstens am Weihnachtsessen teilzunehmen. Bis mein Magen wieder vollständig hergestellt war, sollten aber noch drei Tage vergehen.

Auch wenn Magenprobleme auf Reisen echt scheiße sind und mich es jetzt schon zum zweiten Mal erwischt hat, verspühre ich keine Reue. Asiatisches Essen von der Straße ist fantastisch. Das mit dem Fisch war einfach Pech. Nächste Weihnachten will ich trotzdem lieber wieder Gans essen.

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