Sisyphos von Santorin

Ruti abgekämpft auf dem Mesa Vuono (Foto: ruti)

Es war ein heißer Tag in Santorin. Die Sonne brannte vom Himmel und meine Begleitung und ich hatten eine Bootstour zum Vulkan und den heißen Quellen gebucht. Weil wir davor noch etwas Zeit hatten, beschlossen wir, uns Alt-Thera anzusehen.

Kein Esel – selbst ist der Tourist

„Alt-Thera ist eine antike Stadt auf dem Grat des 360 m hohen, steilen Berges Mesa Vouno auf der griechischen Insel Santorin.“ So beschreibt Wikipedia die Sehenswürdigkeit ziemlich präzise. Denn den steilen Berg sollten wir noch ausgiebig kennenlernen.

Transport-Esel auf Santorin. (Foto: ruti)
Transport-Esel auf Santorin.

Als wir am Fuße des Mesa Vouno ankamen, war nicht viel los. Zwei weitere Autos parkten am Straßenrand nicht weit von einem Verschlag, unter dem sich bestimmt 10 Esel vor der Sonne schützten und ihre griechischen Herrchen sich langweilten.

Esel sind auf Santorin das traditionelle Transportmittel. Heute sind sie eher eine Touristen-Attraktion. Allerdings haben viele Griechenland-Reisende Mitleid mit den Tierchen und verzichten deshalb auf einen Ritt. Wir natürlich ebenfalls. Wenig später bereute ich das jedoch.

Die Zeit drängt und die Sonne brennt

Bis wir wegen unserer Bootstour am Hafen von Fira sein mussten, waren noch 1,5 Stunden Zeit. „Ausreichend“, dachten wir. Also gingen wir an der Esel-Garage vorbei und stapften los. Da, wo sich der Hang erhob, war der Weg nur noch ein schmaler Trampelpfad.

Zunächst war alles noch super. Durch die Natur zu kraxeln mit der Aufgabe, den Gipfel zu erreichen, machte Spaß. Doch mein fröhliches Herumtollen erschöpfte sich relativ schnell. Denn wenn man das zur Mittagszeit macht, ist die Sonne unbarmherzig. Nach 20 Minuten schwitzte ich bereits wie ein Tier und die erste Erschöpfung setzte ein. Von dem halben Liter Wasser, den wir dabei hatten, war nicht mehr viel übrig und als ich nach oben blickte, musste ich erkennen, dass wir noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft hatten.

Ganz da unten steht unser Auto (Foto: ruti)
Ganz da unten steht unser Auto

Doch schlapp machen galt nicht. Die Zeit wurde knapper und drängte uns weiter den Berg hinauf. Als wir uns schließlich über all die Baumwurzeln, Steine und Eselkacke fast nach oben gequält hatten, kam uns eine Gruppe Frauen entgegen. Es waren Deutsche, die, wie sich das für Deutsche gehört, top ausgerüstet mit Bergsteigerschuhen unterwegs waren. Sie unterhielten sich darüber, wie rutschig der Hang sei und wie schlimm die Sonne brannte. Als ich schweißgebadet mit dem T-Shirt in der Hand und in Flip Flops an ihnen vorbeiging, meinte eine: „Also, ich glaube, runter ist es viel anstrengender als hoch.“ Ich hatte da so meine Zweifel.

Man muss gar nicht hochlaufen

Straße nach Alt-Thera
Straße nach Alt-Thera (Foto: ruti)

Als wir schließlich über die Kante kamen, trauten wir unseren Augen nicht. Vor uns lag ein Parkplatz, der mit reichlich Autos gefüllt war. Von der anderen Seite des Mesa Vuono führt eine Straße den Berg nach oben. Von dort aus geht es dann nochmal ein paar Meter hinauf nach Alt-Thera. Wir sind also eine Stunde zu einem Parkplatz hochgelaufen.

Der Parkplatz von Alt-Thera (Foto: ruti)
Der Parkplatz von Alt-Thera

Es kam aber noch schlimmer. Ich war am Verdursten und es gab auch einen Snackladen dort. Das Dumme war nur, dass wir unser Geld im Auto gelassen hatten. Noch dazu war es bereits so spät, dass wir uns Alt-Thera nicht mehr anschauen konnten. Wir haben uns den Parkplatz angeschaut und sind dann den Berg wieder runtergelaufen. Und, nein, runter ist nicht anstrengender als rauf.

Nächster Versuch

Einen Monat später waren wir wieder auf Santorin. Und dieses Mal wollten wir es nach Alt-Thera schaffen. Wir wussten ja jetzt, dass man hochfahren kann. Also machten wir uns gegen Nachmittag auf den Weg. Es war auch nicht schwierig, die Straße zu finden und mit unserem Smart Cabrio hat es auch Spaß gemacht. Auf der Straße, die sich kurvig den Berg hinaufschlängelt, hielten wir einige Male an, genossen die Aussicht, die auf Santorin übrigens fast überall sensationell ist, und schossen ein paar Fotos.

Als wir oben waren, meinte es Zeus jedoch erneut nicht gut mit uns. Wir hatten zwar Geld dabei, aber der Imbiss-Stand war wieder geschlossen. Ich dachte mir nichts weiter dabei, aber es hätte mir verdächtig vorkommen sollen.

Kein Einlass - das Tor nach Alt-Thera ist zu. (Foto: ruti)
Kein Einlass – das Tor nach Alt-Thera ist zu.

Denn als wir nach Alt-Thera laufen wollten, versperrte uns ein eisernes Tor den Weg. Daneben belehrte uns ein Schild, dass man die Stadt  nur bis 14.45 Uhr besuchen kann. Es war aber leider bereits 16.15 Uhr.  Wir überlegten kurz, ob wir drüber klettern sollten, entschieden uns aber dagegen und stiegen wieder in unseren Smart.

Der zweite Versuch war also auch gescheitert. Ich kam mir ein bisschen vor wie Sisyphos. Der muss auch immer wieder einen Berg erklimmen. Immerhin wurde mir der Stein erspart.

Alle guten Dinge sind drei

Alt-Thera (Foto: ruti)
Alt-Thera

Aber alle guten Dinge sind drei. Am nächsten Tag fuhren wir erneut zum Mesa Vuono – wieder mit dem Auto die Straße hoch, dieses Mal jedoch vor 14.45 Uhr. Wir stiegen aus dem Auto, liefen zu dem eisernen Tor und Simsalabim – endlich wurde uns Einlass gewährt, gegen Zahlung von 2 Euro. So war das eigentlich ganz einfach.

Gelohnt hat sich der ganze Aufwand nicht wirklich. Alt-Thera ist nur noch sehr rudimentär erhalten, fies ausgedrückt ein Haufen Steine auf einem Berg. Man muss das nicht unbedingt gesehen haben, aber hässlich ist es keinesfalls. Das Gefühl, es endlich geschafft zu haben, war gut und die Aussicht ebenfalls. Mir hat besonders gefallen, dass man von oben auf die Flugzeuge in der Luft schauen kann.

Wenn Du also mal auf Santorin bist, kannst Du Dir Alt-Thera ruhig anschauen. Erwarte aber nicht zuviel und sei vor 14.45 Uhr da. Und denk dran: Es gibt eine Straße!

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