Gerade passiert nicht viel in meiner marokkanischen Quarantäne. Nach dem kleinen Corona-Abenteuer hatte ich mir das genauso gewünscht. Aber wir haben Zuwachs bekommen. Michelle, einer meiner Nachbarn, hat zwei Hunde-Welpen am Straßenrand gefunden. Sie waren völlig verlaust und haben die ganze Zeit herzzerreißende Geräusche von sich gegeben. Aber Michelle hat sie aufgepäppelt und jetzt sind sie vor allem sehr niedlich. Allerdings können die Hunde hier nicht auf Dauer bleiben. Nach dem Lockdown brauchen sie ein neues Zuhause und jemanden, der sich um sie kümmert. Wenn Du ein Hundefreund bist, in Marokko lebst und Interesse hast, die beiden Welpen aufzunehmen, freue ich mich über eine Mail an ruti@rutisreisen.de (mehr Infos über die Welpen findest Du am Ende des Videos). Nun aber zu meiner eigentlichen Geschichte: Etappe 31 meiner ersten großen Motorrad-Reise:

Als ich mich am 7. März 2020 auf mein Motorrad setzte, hatte ich keine Ahnung von meinem Ziel und den 293 spektakulären Kilometern, die mich erwarteten. Ich wusste nur den Namen: Tafraoute.

Das Video zur Etappe findest Du im Titelbild oder wenn Du hier klickst.

Die Idee, nach Tafraoute zu fahren, stammte von dem Mann mit dem Feuerwehrauto in der Westsahara. Er hatte mit erzählt, dass an diesem Wochenende Mandelblütenfest in Tafraoute sei und dort Hunderte von Campern erwartet würden. Ich wusste zwar nicht, ob mir eine Massenansammlung von Touristen gefallen würde, aber Tafraoute lag auf dem Weg von meinem Campingplatz bei Guelmim in Richtung Norden.

Fahren im Flussbett

Einen Zwischenstopp legte ich in Amtoudi ein. Auch das war ein Tipp anderer Reisender (Grüße an Tanja und Curd mit dem blassgrünen Camper!). Bis dorthin war die Etappe flach verlaufen, über weite Ebenen, die von Bergen am Horizont gerahmt wurden. Amtoudi wirkte dagegen wie eine Oase inmitten schroffer goldgelber Berge. Ich fuhr meine Luzy durch ein ausgetrocknetes Flussbett, dessen Ufer von Palmen gesäumt war.

Alle Episoden meiner ersten großen Motorradreise

Auf einem der Berge thronte ein Agadir. Das ist eine Art Burg, die als Lager fungiert(e), und gleichzeitig die Attraktion Amtoudis. Um das Agadir zu erreichen, hätte ich das Motorrad abstellen und hochlaufen müssen. Nach einem Päuschen und ein paar Fotos in dieser wirklich beeindruckenden Kulisse entschied ich, weiter zu fahren nach Tafraoute.

Im Anti-Atlas

Die Straße führte nun durch den Anti-Atlas. Staunend ritt ich mein schwarz-blaues Roß bei strahlendem Sonnenschein über die kurvenreiche Straße durch ein golden leuchtendes Gebirge. Es wäre die perfekte Etappe gewesen, hätte ich dabei nicht Bundesliga-Radio gehört, wo Eintracht Frankfurt gerade von Leverkusen übel vermöbelt wurde.

Halbwild campen

In Tafraoute klapperte ich zunächst ein paar normale Camping-Plätze ab. Der Mann mit dem Feuerwehrauto hatte recht gehabt: Überall bestimmten weiße Wohnmobile das Stadtbild.

Ein Campingplatz war voll, ein anderer mir zu teuer. Schließlich fuhr ich auf einen großen Platz am Ausgang der Stadt. Eigentlich war es weniger ein Platz als einfach freie Natur neben der Straße. Auch hier parkten jede Menge Camper. Aber das Gebiet war riesig, so dass ich genug Freiraum für mein Zelt fand.

Toiletten gab es nicht und auch sonst nichts. Aber einmal am Tag kam ein Mann vorbei, der 1,50 € einforderte und mir dafür ein Ticket aushändigte.

Kein Mandelblütenfest, aber eine Bar

Das Mandelblütenfest sah ich leider nicht mehr. Denn als ich am Sonntag hingehen wollte, bauten sie nur noch ab.

Das machte aber nichts. Denn mit Ende des Festes verschwanden auch die meisten Wohnmobile. Außerdem hatte Tafraoute eine Bar.

Alkohol kann man in Marokko nur in speziellen Läden kaufen, die manchmal ziemlich versteckt sind. Ich hatte in dem Monat seit meiner Einreise noch überhaupt keinen Alkohol gekauft und nun war da eine Bar.

Sie war nicht ausgeschildert und befand sich im Keller eines Hotels. Dank der exakten Beschreibung anderer Reisender fand ich die Bar dennoch problemlos. Ich trank ein Bier dort und nahm einige mehr mit in mein Zelt.

Wow-Moment

Apropos Zelt: Ich habe nun bereits einige Male gecampt und ein klein wenig Erfahrung sammeln können. Im Video spreche ich über Heringe, Isomatten und Waschen mit dem Kanister.

Als ich am nächsten Morgen den Reißverschluss meines Zeltes öffnete und in die goldgelbe Natur blickte, war das ein besonderer Wow-Moment. Wegen solcher Momente lohnt sich das Zelten.

Ich beschloss noch eine Nacht länger zu bleiben und vertrieb mir den Tag mit einem Besuch bei den blauen Steinen. Das sind bunt angemalte Felsen inmitten des goldgelben Gebirges.

Nachdem am nächsten Tag erneut die Schönheit der Natur in mein Zelt geschienen hatte, packte ich meine Sachen und ritt mit einer kleinen Bier-Reserve zufrieden in Richtung Küste.

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert