Sotschi – Skifahren in Russland

Auf der Piste in Sotschi werden auch Klischees erfüllt. Ob wirklich manchmal Bären Skifahrer attackieren? (Foto: Ruti)

Österreich, Schweiz, ItalienFrankreich – wer Skifahren gehen will, dem fallen wohl als erstes die Alpenländer als Destinationen ein. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel kann man seit ein paar Jahren in Sotschi Skifahren. Ich war in der Olympiastadt von 2014 und habe mir das mal angeschaut.

Bade – und Skiort

Sotschi liegt in Russland. Und hier herrscht ein ganz besonderes Klima:

Alle Episoden meines Russland-Aufenthalts

Auf der einen Seite liegt das Schwarze Meer und im Sommer wird es hier ordentlich warm. Deshalb ist Sotschi bereits seit vielen Jahren einer der beliebtesten Badeorte der Russen. Schon Stalin hatte im subtropischen Sotschi seine Datsche, die man heute noch besichtigen kann.

Auf der anderen Seite des 350.000 Einwohner Städtchens beginnt der Kaukasus.

Nur wenige Kilometer entfernt ragen Berge bis zu 3000 Meter in den Himmel.

Vorne das Schwarze Meer, in der Mitte Sotschi und dann der Kaukasus (Foto: Ruti)
Vorne das Schwarze Meer, in der Mitte Sotschi und hinten der Kaukasus

Hier wurde anlässlich der Olympischen Spiele 2014 ein modernes Skigebiet nach europäischem Vorbild aus dem Boden gestampft. Nun kann man in Sotschi im Sommer Badeurlaub machen und im Winter Skifahren gehen. Ich fand es spektakulär, beim Skifahren aufs Meer blicken zu können.

Die Sicht war leider nicht optimal, aber in Sotschi kann man beim Skifahren aufs Meer blicken. Im Hintergrund kann man es erahnen. (Foto: Ruti)
Die Sicht war leider nicht optimal, aber in Sotschi kann man beim Skifahren aufs Meer blicken. Im Hintergrund kann man es erahnen.

Schnee wie im Märchen

Die krassen Temperaturunterschiede konnte ich bereits Ende Februar erleben: Im Tal war von Schnee keine Spur und es war etwa 10 Grad warm.

So schön viel Schnee lag in Sotschi (Foto: Ruti)
So schön viel Schnee lag in Sotschi.

Als ich allerdings mit der Gondel die Berge hochgefahren war, traute ich meinen Augen kaum. Solche Schneemassen hatte ich seit Kindertagen nicht mehr gesehen. Und damals war es mir wahrscheinlich nur so viel vorgekommen, weil ich so klein war.

Die Schneedecke war derart hoch, dass die Sessellifte manchmal nur 2 Meter über der Oberfläche hingen. Und auf nicht planierten Pisten war der Pulverschnee hüfthoch. Um es kurz zu machen, die Schneebedingungen waren sagenhaft.

 

Eigentlich war ich nie in Sotschi

Ich spreche hier immer von Sotschi. Sotschi selbst habe ich allerdings gar nicht gesehen. Denn sowohl der Flughafen, als auch der Olympiapark und die Skipisten befinden nicht in Sotschi selbst.

Meine Freundin und ich sind mit dem Mietwagen vom Flughafen ins Olympiadorf (etwa 15 Minuten) und dann nach Krasnaya Polyana gefahren. Das ist der eigentliche Skiort. Der liegt etwa 40 Minuten Fahrtzeit vom Flughafen entfernt.

Das brandneue Skigebiet gilt als das beste in Russland und erfreut sich bei den Russen großer Beliebtheit.

In Sotschi habe ich die Frau vom Yeti getroffen. (Foto: Ruti)
Nein, das ist nicht meine Freundin.

Ausländer entdecken Sotschi erst noch

Ausländer sind klar in der Unterzahl. Bei meinem Aufenthalt in Sotschi habe ich zwar jeden Tag welche gesehen, in meinem Hotel waren auch ein paar Deutsche („Diese verdammten Deutschen. Die sind wirklich überall.“), man war jedoch Exot.

Russland bemüht sich aber, ausländische Touristen zu locken. Es gibt immer mehr Direktflüge und Angebote für Europäer.

95 Kilometer Pisten, aber getrennte Pässe

Die Liftanlagen und Lifte sind die gleichen wie in Österreich. Den Windschutz der Lifte ziert die Aufschrift „Haube öffnet automatisch“ in Deutsch an erster Stelle. Russisch fehlt gänzlich.

In Sotschi gibt es 95 Kilometer Pisten. Das ist nicht klein, aber nicht ganz so riesig wie in manchen Alpengebieten.

Diese 95 Kilometer teilen sich in 3 Skigebiete auf, die alle sehr nah beieinander liegen. Man muss aber runter auf die Straße und Bus oder Taxi bemühen, um von einem zum nächsten zu kommen.

Organisatorisch gehts besser

Rosa Khutor - eines der Skigebiete bei Sotschi. (Foto: Ruti)
Rosa Khutor – eines der 3 Skigebiete bei Sotschi.

Die einzelnen Skigebiete sind groß genug, dass einem nicht langweilig wird. Man muss nicht während eines Tages wechseln. Aber wenn man mehrere Tage bleibt, will man auch mal was anderes sehen und dann ist es etwas nervig, dass man sich immer wieder einen neuen Skipass holen muss. Es gibt keinen gemeinsamen Skipass für alle Skigebiete. Das liegt daran, dass die Skigebiete verschiedene Eigentümer haben. Einer ist beispielsweise die Firma Gazprom.

Weil Sotschi so beliebt ist, bilden sich schon mal größere Schlangen an den Liften – vor allem wenn man wie ich an einem für die Russen verlängerten Wochenende da ist, an dem gleichzeitig noch internationale Militärspiele stattfinden.

Die Bars waren auf den extremen Andrang nicht immer ausreichend vorbereitet. Manchmal gab es gegen Nachmittag kein Eis mehr oder bestimmte Getränke oder Speisen waren aus.

Keine Skitradition, aber gute Musik

Super ist, dass alles brandneu ist. Die Straßen sind top, es gibt Geschäfte, Bars, Hotels usw. Allerdings fehlt die Skitradition. Ski fährt man hier erst seit 2014.


Das Mietwagen-Drama

Im Olympiapark in Sotschi kann man das ein oder andere coole Motiv erhaschen. (Foto: Ruti)
Im Olympiapark in Sotschi kann man das ein oder andere coole Motiv erhaschen.

Wir, also meine Freundin und ich, hatten bereits vor der Anreise in Sotschi einen Mietwagen reserviert. Als wir am Flughafen ankamen und das Auto entgegen nehmen wollten, hieß es jedoch: „Es tut uns leid, aber der letzte Mieter hat den Wagen nicht zurückgebracht und alle anderen Fahrzeuge sind ebenfalls vermietet. Wir haben kein Auto für sie.“ Spitze.

Also klapperten wir die anderen Autovermietungen am Flughafen ab. Fahrzeuge waren auch verfügbar, allerdings mussten die wieder am Flughafen abgegeben werden. Das wollten wir aber nicht. Wir wollten die Karre im Skiort Krasnaya Polyana zurückgeben.

Die letzte Vermietung, die wir fragten, hatte das dann doch im Angebot. Allerdings schlug man uns vor, Carsharing zu machen. Mietwagen sei totaler quatsch für uns und Carsharing die bei Weitem bessere Alternative.

Dazu müssten wir nur kurz die App runterladen, uns anmelden und dann ginge es schon los – maximal 5 Minuten. Autos seien vorhanden und ständen vor der Tür.

Also gut. Ich befolgte die Anweisungen, musste bei der Anmeldung alle möglichen Dokumente wie Visum, Pass, Registrierung und Führerschein scannen  – und dann akzeptierte die App meine Kreditkarte nicht.

Da wir direkt am Schalter standen, schilderten wir das Problem. Keiner wusste so genau, woran es liegen könnte, aber nach 10-minütiger Diskussion und einigen Telefonaten sollte ich nun alle Dokumente per WhatsApp schicken und bitte auch meine Kreditkarte. Dann gabs noch Probleme mit dem Führerschein. Ich musste ein Selfie machen, wo ich ihn neben mein Gesicht halte. Ja, ja mach ich ja.

Wieder einige Minuten später hieß es dann, alles sei angekommen, die Registrierungsphase dauere aber einen Tag. Das war der Moment, wo wir den Pfad des freundlichen Tons verließen.

Zwischendurch sei gesagt, dass ohne fließendes Russisch das alles gar nicht möglich gewesen wäre. Meine russische Freundin leitete die Konversation. Die Anmeldung musste aber über mich laufen, da sie keinen Führerschein hat.

Jedenfalls war unsere Geduld am Ende und meine Freundin verschärfte den Ton. Aus den „maximal 5 Minuten“ war mittlerweile eine Stunde geworden und wir standen immer noch ohne Auto am Flughafen.

Wir hätten auch am Anfang mit einer Freundin mit dem Taxi mitfahren können. Aber wir wollten ja gerne noch zum Olympiapark und 5 Minuten sind schließlich kein Ding. Deshalb hatten wir die Freundin lange weggeschickt.

Die Tonverschärfung brachte natürlich nichts und so nahmen wir letztendlich doch einen Mietwagen, was wir ursprünglich wollten, uns aber ausgeredet worden war.

Auch da gabs noch Diskussionen, weil der Preis, den sie uns vorher gesagt hatten auf einmal nicht mehr gelten sollte. Aber nach knapp 2 Stunden hatten wir dann das Auto auch schon und brachen zum Olympiapark auf.

Hier stehe ich würdevoll, wo einst das Olympische Feuer in Sotschi brannte. (Foto: Ruti)
Hier posiere ich würdevoll, wo einst das Olympische Feuer in Sotschi brannte.

Den Wagen bezahlte ich übrigens mit der Kreditkarte, die das System vorher nicht akzeptiert hatte..


Die Restaurant- und Hotelbetreiber versuchen, so etwas wie Atmosphäre herzustellen, aber das ist natürlich anders als in den Alpen.

Dafür fand ich es sehr angenehm, dass anstelle der Mickie-Krause-Apres-Ski-Mucke fast überall House oder Popmusik lief. Dazu konnte ich beim Sonnenuntergang über der Winterlandschaft deutlich besser abdancen.

An diesem Abend glich der Sonnenuntergang einem Gemälde. (Foto: Ruti)
An diesem Abend glich der Sonnenuntergang einem Gemälde.

Aber es gibt auch was für andere Geschmäcker: Karaoke ist beliebt und da werden dann russische bzw. kaukasische Hits geschmettert. Man freut sich, wenn Ausländer da mitmachen und es wird sich nach Kräften bemüht, jeden Song aufzutreiben. Dank der Erfindung des Internets klappt das meistens auch.

Wenn die Russen dann nicht mitsingen, ist das nicht unbedingt negativ gemeint. Sie kennen die internationalen Hits, aber ihr Englisch ist eben nicht so stark.

Wenn man mal was anderes erleben, auf Alpen-Komfort aber dennoch nicht verzichten und mal Schaschlik auf der Skipiste essen will, lohnt es sich, nach Sotschi zu fahren.

Andere Aktivitäten

Der Skypark nahe Sotschi beherbergt die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt. Ich natürlich hatte keine Zeit, sie zu überqueren. Ich wurde auf der Piste gebraucht. (Foto: Ruti)
Der Skypark nahe Sotschi beherbergt die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt. Ich hatte keine Zeit, sie zu überqueren. Ich wurde auf der Piste gebraucht.

Sotschi hat auch einiges für Nicht-Skifahrer zu bieten: Der Skypark mit der längsten Fußgänger-Hängebrücke der Welt ist was für Adrenalinjunkies und Bungee-Jumping-Fans.

Außerdem gibt es Höhlen, die man besichtigen kann, die Stadt Sotschi hat einige Sehenswürdigkeiten und dann ist da noch der Olympiapark mit zahlreichen Museen und der Formel-1-Rennstrecke, wo man auch mal ein paar Runden drehen kann.


Der Olympiapark

Sieht aus, als würde da ein Penner liegen, aber das bin ich. Ein Foto in den Ringen ist ein Pflichtmotiv eines Besuchers des Olympiaparks in Sotschi (Foto: Ruti)
Sieht aus, als würde da ein Penner liegen, aber das bin ich. Ein Foto in den Ringen ist ein Pflichtmotiv bei einem Olympiapark-Besuch in Sotschi.

Russland versucht auch nach den Spielen 2014, die riesigen Olympischen Anlagen zu nutzen. Im Olympiapark findet alljährlich der Große Preis von Russland in der Formel 1 statt. Auch andere Sport-Ereignisse wie die Internationalen Militärspiele finden statt. 2018 wird Sotschi außerdem eine Spielstätte der Fußball-WM sein.

Für mich als Sportfan war ein Besuch des Olympiaparks natürlich Pflicht. Wer schonmal an einer ehemaligen Stätte der Spiele war, weiß, was einen erwartet. Riesige Anlagen, die Konstruktion, wo einst das Feuer brannte, Flaggen, Siegertafeln und so weiter.

Das Olympia-Stadion in Sotschi. Hier wird bei der Fußball-WM 2018 auch gekickt. (Foto: Ruti)
Das Olympia-Stadion in Sotschi. Hier wird bei der Fußball-WM 2018 auch gekickt.

So ist das in Sotschi ebenfalls. Zudem kann man mal schnell an den Strand laufen, um das Schwarze Meer zu bewundern und auf den Brücken kann man die Rennwagen unter sich vorbeiflitzen sehen.

Es gibt noch einige Museen, die ich mir aber nicht angeschaut habe. Achterbahn fahren kann man auch noch. Ich fands cool dort.

Blick über die F1-Rennstrecke und Teile des Olympiaparks in Sotschi. Im Hintergrund ragt der Kaukasus in den Himmel. (Foto: Ruti)
Blick über die F1-Rennstrecke und Teile des Olympiaparks in Sotschi. Im Hintergrund ragt der Kaukasus in den Himmel.

1 Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert