So beschissen kanns bei einer Online-Flugbuchung laufen

Propellerflugzeug von Vietnam Airlines auf einem Inlandsflug in Vietnam. (Foto: Ruti)

Wenn ich verreise, buche ich meine Flüge ausschließlich übers Internet. Das ist bequem und easy hatte auch immer reibungslos geklappt. Doch auf meiner Vietnam-Reise bekam diese makellose Bilanz einen Kratzer.

Problem: Kreditkarte

Ich war mit meiner Mutter 15 Tage in Vietnam unterwegs. Für unsere Reise hatte ich drei Inlandsflüge via Skypicker gebucht. Den ersten von Hanoi nach Dong Hoi und den zweiten von Danang nach Nha Trang hatten wir bereits problemlos hinter uns gebracht. Nun stand der letzte von Nha Trang nach Saigon a.k.a. Ho Chi Minh City an.

Der Flug sollte um 7.55 Uhr in der Frühe starten. Gut anderthalb Stunden vorher erreichten wir den Flughafen und begaben uns zum Check-in-Schalter. Der Mitarbeiter von Vietnam Airlines wollte die Kreditkarte sehen, mit der ich die Flüge bezahlt hatte. Bei unseren vorherigen Flügen, die ebenfalls mit dieser Airline stattgefunden hatten, hatte dies zwar keiner verlangt, aber es steht immer auf den Tickets drauf, dass man die Kreditkarte dabei haben muss.

Ich kramte sie raus und reichte sie ihm. Nach wenigen Sekunden gab er sie mir wieder zurück und sagte, dass dies nicht die im System hinterlegte Karte sei. Das überraschte mich zwar, beunruhigte mich aber zunächst nicht. Ich war mir todsicher, die Flüge mit dieser Karte bezahlt zu haben. Trotzdem reichte ich ihm noch meine andere Kreditkarte, doch auch die war nicht die richtige. Das bedeutete, dass wir nicht einchecken durften.

Wer ist Lucie Buskova?

Wir nahmen unsere Koffer wieder vom Gepäckband und der Mitarbeiter schickte uns zu einem anderen Schalter, um die Sache zu klären.

Doch auch dort blieb das Problem das gleiche: Im System war eine Kreditkarte hinterlegt, die nicht meine war. Ich hatte die Bestätigung über die Bezahlung und das E-Ticket sowohl ausgedruckt als auch als E-Mail dabei. Doch das half mir einen Scheiß.

Die Kreditkarte, die die Mitarbeiterin sehen wollte, gehörte einer Lucie Buskova*. Nur leider hatte ich von dieser Person noch nie gehört. „Kontaktieren Sie ihre Agency“, empfahl mir die Mitarbeiterin der Fluggesellschaft. Wenn das nicht geklärt bzw. geändert würde, könnten wir nicht mitfliegen. Nun war ich doch ein wenig beunruhigt.

Auf Murphy’s Law ist Verlass

Ich erklärte ihr, dass dies eine Online-Flugbuchung ist und ich bezweifele, dass ich da so schnell jemanden ans Telefon bekomme, vor allem weil es in Deutschland 2.00 Uhr in der Nacht war. Angenervt versuchte ich in meinem Handy, das Ticket rauszusuchen, um möglicherweise über den Online-Account bei Skypicker die Kreditkarte zu ändern oder irgendwas anderes zu machen. Doch Life is a Bitch – ausgerechnet jetzt funktionierte das Free-WLAN des Flughafens nicht.

Als ich die Dame fragte, ob ich einen Zugang bekommen kann, sagte sie, ich solle das Free-WLAN benutzen. Na, vielen Dank auch.

Die glückliche Wendung

Wir waren um 5 Uhr aufgestanden und so langsam riss uns der Geduldsfaden. Zum xten Mal erklärten wir, dass wir die Besitzerin der Kreditkarte nicht kennen und dass das ein verdammter Fehler sein muss – von Vietnam Airlines, von Skypicker, von wem auch immer. Wir zeigten ihr die anderen Tickets, die ich mit der gleichen Karte am gleichen Tag bei der gleichen Agency bezahlt hatte und bei denen alles reibungslos funktioniert hatte.

Gerade, als der hässliche Deutsche aus uns rausplatzen wollte, kam zu den 2 Mitarbeiterinnen, die sich mittlerweile um unseren Fall kümmerten, noch ein Dritter hinzu. Sie sprachen kurz auf Vietnamesisch miteinander, dann gab uns eine der Damen unsere Unterlagen zurück und sagte: „Sie können jetzt einchecken. Wir wünschen einen angenehmen Flug!“

Meine Mutter, die selbst am Flughafen arbeitet, meinte, dass sie die Kreditkarten-Daten wohl einfach überschrieben haben müssen. Denn das System nehme die Buchung sonst nicht an. Das war sehr nett, denn wäre meine Kreditkarte nicht gedeckt gewesen, hätten die Mitarbeiter für mein Ticket haften müssen. Auch wenn das nur 66 Euro waren, hätten sie das nicht machen müssen. Die hatten wohl um 6 Uhr morgens auch keinen Bock auf richtigen Stress. Bei einem teuereren Ticket hätten sie sich wohl doch für den Stress entschieden, nehme ich an.

Hätten sie nicht eingelenkt, wäre der Kauf eines neuen Tickets die einzige Möglichkeit gewesen, in dieser Maschine mitzufliegen.

Späte Entdeckungen

Kurz darauf funktionierte das WLAN natürlich wieder und ich stellte fest, dass mir das Internet auch nicht geholfen hätte. Denn in dem Online-Account bei Skypicker sind keine Kreditkarten-Informationen hinterlegt. Ich hatte ja noch gehofft, dass meine Tickets wenigstens von Frau Buskova bezahlt worden waren, aber der Betrag war schon vor Wochen von meinem Konto abgezogen worden.

Das ist die Abbildung von Lucies Kreditkarte auf meinem Online-Ticket. (Quelle: Skypicker)

Als ich diese Geschichte im Flugzeug aufschrieb, sah ich noch einmal die Ausdrucke durch. Auf einer Seite war eine Kreditkarte abgebildet. Der Name fehlte, aber unten stand dort: „Lucie 4“. Sie hatte ihre Karte also als Foto zu Skypicker geschickt. Ich hatte das nicht machen müssen. Um die Verwirrung komplett zu machen, war da noch eine weitere Kreditkarte abgebildet, ohne Namen. Keine Ahnung, wem die gehörte und was die mit meinem Ticket zu tun hatte.

Und dann entdeckte ich noch die folgenden Zeilen: „In case you have any problems while boarding or need any further assistance please get in touch with us immediately at +44 203 769 18 78.“ Ob da wohl jemand rangegangen wäre mitten in der Nacht?

Skypicker meldet sich und entschädigt

Als ich von Skypicker eine Mail bekommen habe, in der ich die Online-Flugbuchung bewerten sollte, habe ich das Minimum von einem Stern gegeben. In einem Automatismus öffnete sich eine Website, wo Skypicker es sehr bedauerte, dass ich so unzufrieden war. Ich sollte doch bitte erklären, was mir nicht gefallen hat. Das habe ich gemacht. Eine Antwort hatte ich nicht erhalten.

Aber kaum hatte ich diesen Artikel mit @skypicker getwittert, meldete sich das Unternehmen zunächst per Tweet (siehe unten) und wenige Minuten später von Großbritannien aus per Telefon. Eine freundliche Mitarbeiterin brachte Licht ins Dunkel: Skypicker zahlt die Tickets mit der Firmen-Kreditkarte bei der Airline. Ich kann also gar nicht die Original-Karte dabei haben. Normalerweise wird nicht gefragt, erklärte sie mir, aber falls doch, muss die Kopie reichen. Die Karte von Lucie ist also die von Skypicker.

Die Dame entschuldigte sich mindestens zehn Mal und versprach, mir einen Gutschein über 60 Euro zuzusenden, der ein Jahr gültig ist. Falls ich jemals wieder Probleme am Flughafen haben sollte, soll ich sofort die Nummer anrufen. Skypicker sei 24 Stunden erreichbar und kümmere sich dann um den Fall. Außerdem werde man Vietnam Airlines kontaktieren, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Auch wenn sich Skypicker auf meine Mail nicht gemeldet hatte, war das jetzt eine starke Reaktion, mit der ich nicht gerechnet hatte. 

*Name geändert.

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