Zugegeben, wenn man an Kambodscha denkt, hat man nicht sofort Traumstrände vor dem geistigen Auge. Doch auf der Insel Koh Rong habe ich einen besucht, der das Prädikat „unfassbar“ verdient.
Koh Rong liegt 25 Kilometer vor der Küste Kambodschas im Golf von Thailand. Vom Örtchen Sihanoukville aus fahren Boote nach Koh Rong und ein paar anderen Inseln in der Nähe. Koh Rong ist 15 km lang und 9 km breit. In seiner Mitte wuchert der Dschungel und an den Küsten wartet das Eiland mit traumhaften Stränden auf. Insgesamt gibt es 43 km Beach dort.
Das vollkommene Robinson-Crusoe-Feeling
Während das Hauptdorf Koh Tuich bereits über eine touristische Infrastruktur im Backpacker-Style verfügt, liegt nur eine kurze Bootsfahrt weiter Long Beach. Dieser Strand ist eine 7 km lange, weitgehend unbesiedelte Schönheit, an der ich einige Tage verbringen durfte – der Inbegriff eines Traumstrandes.
Mein Besuch auf Koh Rong
Nachdem ich mich ein paar Tage in Sihanoukville, einem touristisch gut erschlossenen und beim Partyvolk beliebten Strandort an der Küste Kambodschas, aufgehalten hatte, suchte ich ein wenig mehr Abgeschiedenheit. Die vorgelagerten Inseln, wie eben Koh Rong, bieten sich da an. Je nach Fähre und Wellengang beträgt die Fahrtzeit zwischen 40 Minuten und 3 Stunden. (hier findest Du mehr zu meiner Route)
Das Backpacker-Dorf
Die Fähre bringt einen zum Hauptstrand von Koh Rong. Hier ist es schon um einiges mehr laid back als auf dem Festland. Es gibt keine Autos und die Wege bestehen aus Sand. Kleine Shops und jede Menge Bungalow-Anlagen bieten aber genug Zivilisation, damit sich der Europäer hier wohlfühlen kann.
Auf nach Long Beach
Ich aber wollte mehr bzw. weniger. Also organisierte ich mir mit zwei Schwedinnen ein Fischerboot, das uns für ein paar Dollar um die Insel herum nach Long Beach brachte.
Long Beach ist 7 Kilometer lang. Auf der einen Seite gab es ein paar in den Dschungel gebaute Bungalows, die von Aussteigerjungs betrieben wurden. Auf der anderen Seite stand ein einsames luxuriöses französisches Hotel, das der erste Vorbote des bestimmt bald einkehrenden Massentourismus‘ ist. Dahinter befand sich ein winziges Fischerdorf namens Soksan. Dazwischen war nichts außer absolut weißer Sand und Dschungel.
Das Boot warf uns bei den Aussteigern raus. Dort fragte ich die Jungs nach einem Schlafplatz für die Nacht. Sie hatten eine Hütte im Angebot, allerdings nur für eine Nacht, da sie am nächsten Tag Gäste erwarteten. Ich könne aber jederzeit noch eine Hängematte bekommen und mit der am Strand schlafen. Einige Leute übernachteten auch einfach im Sand, wovon sie mir aber wegen der dort heimischen Sandflöhe abrieten.
Ich entschied mich, erst nochmal in Soksan, dem kleinen Fischerörtchen, zu schauen. Nach einer halben Stunde kam ein Fischerboot vorbei, das mich mitnahm.
Soksan Village
In Soksan gab es bereits einige Holzhütten für Touristen. Geöffnet waren diese aber nur während der Hochsaison, die aber glücklicherweise gerade lief. Dort fand ich eine Bleibe.
Die Rezeption des „Hotels“
Mein Bungalow
Das „Deck“
Das Deck meines Hotels über dem Wasser war erst halb fertig. Während meines Aufenthalts auf Koh Rong nagelten die Einheimischen immer wieder ein paar Holzlatten dazu, wenn neue Gäste eintrafen, die Platz zum Essen brauchten.
Der Strand: schneeweiß, unbewohnt, hammerhart
In den folgenden Tagen war mein Tagesablauf folgendermaßen: Morgens machte ich mich auf den Weg ein paar Kilomerer am Strand entlang, bis mir ein Plätzchen gefiel. Dort ließ ich mich nieder und war dann allein nur mit mir, meiner Musik, ein paar Sportzigaretten und was zum Trinken und Lesen. Es vergingen oft Stunden ohne, dass ich ein anderes Lebewesen, außer die Fische, gesehen habe.
Der Sand ist so zufrieden hier, dass er sogar singt
Die Abende auf Koh Rong
Die Abende verbrachte ich mit netten anderen Gästen, die es auch auf die Rückseite der Insel verschlagen hatte. Strom gab es nur zwischen 18 und 22 Uhr. Ich ging relativ früh ins Bett und wurde von den ersten Sonnenstrahlen, die durch die Ritzen der Bungalow-Wände in mein Gesicht schienen, geweckt.
Einmal hatten die Einheimischen einen großen Fisch gefangen. Den aßen wir dann als Steak. Ich hatte ihn mit Reis geordert, gebracht wurde er aber mit Baguette. Dumm von mir war, das anzumerken. Denn ich dachte, die bringen den Teller in die Küche, nehmen das Baguette runter, packen Reis drauf und bringen ihn wieder raus. Da hatte ich mich aber gewaltig getäuscht. Ich musste etwa eine Stunde warten, während sich die anderen am Tisch mit dem köstlichen Fisch die Bäuche voll schlugen. Selber, Schuld, denn Fisch mit Reis ist natürlich ein ganz anderes Gericht als fisch mit Baguette.
Als Außerirdischer zurück
Als ich nach vier Tagen wieder zurück zum Hauptstrand fuhr, kam ich mir vor wie ein Außerirdischer.
Zwar war ich auch dort noch am Arsch der Welt und viele Leute würden diesen Bereich als äußerst relaxed und backpacker-mäßig bezeichnen. Aber die ganzen Menschen an Koh Rongs Hauptmeile überforderten mich. Da, wo ich gewesen war, hatte ich kaum Menschen gesehen, in der kurzen Zeit hatte ich mich bereits an Stille und Abgeschiedenheit gewöhnt. Hier wiesen tausend Schilder auf Bungalows, Freibier oder Wifi hin und Verkaufsstand reihte sich an Verkaufsstand. Es war, als wäre ich aus einem Parallel-Universum zurückgekehrt.
Wie aus einer Blase heraus spazierte ich durch das Inseldorf und beobachtete die Leute, die sich in ihrem Aussteiger-Image gegenseitig zu überbieten versuchten und fühlte mich erhaben. Ich ruhte in mir selbst. Etwa eine Stunde später auf der Fähre jedoch, war ich wieder einer von ihnen.
Update 2017
Wie ich in anderen Blogs gelesen habe, ist Sok San nun mehr touristisch erschlossen, aber der Torismus spielt sich immer noch hauptsächlich auf der anderen Seite der Insel ab und der Strand ist immer noch eine Augenweide. Im Blog Auszeitnomaden kannst du Dir ein Bild vom machen.
Auch ich habe Koh Rong bei einem Blog entdeckt
Wie bin ich auf Koh Rong Aufmerksam geworden? Durch einen anderen Reiseblog. Bei meinen Reisevorbereitungen bin ich auf den Artikel „Koh Rong – und ich dachte immer „The Beach“ läge in Thailand“ auf dem Reiseblog „Sonne & Wolken“ gestoßen. Die Beschreibung hat mir so gut gefallen, dass ich Koh Rong in meine Planungen aufgenommen habe. Auch wenn sich unsere Erlebnisse auf der schönen Insel stark unterscheiden, möchte ich Dir den Beitrag an Herz legen.
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