Die Westsahara ist ein Gebiet, dessen völkerrechtlicher Status ungeklärt ist. Den größten Teil der Westsahara verwaltet Marokko. Der Rest wird von der Frente Polisario kontrolliert, die die Unabhängigkeit der Westsahara fordert. Ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde. Deshalb war die 28. Etappe meiner Motorrad-Reise eine besonders aufregende. 

Alle Episoden meiner ersten großen Motorradreise

Das Video zur Etappe findest Du im Titelbild oder wenn Du hier klickst.

Als ich am Morgen El Ouatia bei Tan Tan verließ und mich auf der Küstenstraße gen Süden bewegte, peitschte auf der rechten Seite der Atlantik auf das Land, während die Sahara von links mit jedem Kilometer mehr Sand auf die Straße beförderte.

Zum ersten Mal ein Fiche abgegeben

Der Grenzübergang zur Westsahara ist kein richtiger. Aber ich wurde gestoppt und musste meinen Pass zeigen. Zum ersten Mal wurde auch eines meiner Fiches einbehalten.

Bei den Fiches handelt es sich um Zettel, auf denen alle Daten von mir, meinen Eltern und meinem Motorrad aufgeführt sind. Ich hatte in Foren gelesen, dass ich viel Zeit spare, wenn ich diese Zettel vorbereite. Dann müssen die Beamten diese ganzen Daten nicht abschreiben.

Passkontrolle, aber kein Stempel

Der Beamte am Beginn der Westsahara behielt das Fiche, das ich in meinen Pass gelegt hatte, und fotografierte meinen Pass sowie mein Motorrad. Außerdem wollte er wissen, wohin ich fahre. Einen Stempel gab es aber nicht. Denn ich befand mich schließlich weiterhin in Marokko, auch wenn die Vereinten Nationen diesen Besitzanspruch nicht anerkennen und ein Referendum verlangen. Dieses ist aber bisher nicht zustande gekommen.

Nachdem ich diesen formellen Teil hinter mich gebracht hatte, stoppte ich an einer Tankstelle, denn in der Westsahara ist das Benzin billiger als im eigentlichen Marokko.

Ziel: Beduinencamp

Danach machte ich mich auf den Weg zu meinem Tagesziel, einem Beduinencamp, das sich ein paar Pisten-Kilometer abseits der Hauptstraße befand. Ich hatte es in der App iOverlander gefunden.

2 Hessen treffen sich in der Sahara

Als ich das Camp erreichte, war da niemand außer einem deutschen Feuerwehrauto. Es kam aus Wiesbaden. So trafen sich also zwei Hessen zufällig in der Sahara. Der Herr, dem das Feuerwehrauto gehörte, wartete bereits eine Stunde hier.

Das Camp bestand aus mehreren für Touristen aufbereitete Jurten, einem Klohäuschen mit Duschen, einem Restaurant und einer Rezeption. Vor letzterer hing ein Zettel mit einer Telefonnummer, um die Besitzer bzw. Verwalter zu erreichen.

Warten

Der Wiesbadener hatte bereits angerufen. Ein Angestellter befand sich in El Aaiún, der Hauptstadt der Westsahara, und wollte vor einer halben Stunde zurück sein. Nachdem ich erneut angerufen hatte, dauerte es nochmal 1,5 Stunden bis jemand kam.

Ich hatte solange die Gegend erkundet. Direkt neben dem Camp gab es einen Salzsee. Dieser war fast ausgetrocknet, lieferte aber dennoch das Wasser für Toilette und Duschen. Daneben gab es einige Dünen zu erklimmen. Ansonsten Wüste.

Es windete stark, so stark, dass ich während meiner Wartezeit bereits entschieden hatte, heute Nacht nicht in meinem Zelt zu schlafen, sondern eine Jurte zu nehmen.

Die billige Variante bot viel Platz und ein kleines Licht, aber keinen Strom geschweige denn WLAN. Das Bett bestand aus einer Matratze auf dem Boden. Dafür 12,50 Euro zu bezahlen fand ich relativ teuer, aber ich blieb dennoch.

Ein ganz kleines Abendessen

Obwohl der Angestellte mit einer Frau vom, wie es aussah, Großeinkauf aus der Stadt gekommen war, blieb das Restaurant geschlossen. Auch mein Fragen nach etwas Essbarem brachte nichts, was mich sehr wunderte, da die Menschen in Marokko normalerweise sehr gastfreundlich sind und ihr Essen teilen. Das war dieses Mal leider anders.

Wie so oft war ich einmal mehr schlecht vorbereitet. Außer ein paar Datteln und Pistazien hatte ich nichts Essbares dabei. Oft hatte ich auf dieser Reise die Geschichte gehört, wie Nahrhaft doch Datteln seien und dass man mit 2 am Tag überleben könne. Ich hatte mindestens 10 Datteln dabei.

Durst

Nachdem ich alle Datteln und die salzigen Pistazien gegessen hatte, kam der Durst. Mein Getränkevorrat war ebenfalls so gut wie erschöpft. Selbst meine sonst so nützliche Filterflasche half nicht, da aus dem Wasserhahn Salzwasser kam. Das kann sie nicht rausfiltern.

Zum Glück gelang es mir, den Angestellten noch einmal abzufangen und ihm eine Flasche Wasser abzukaufen. Außerdem ließ er mich in dem geschlossenen Restaurant die Steckdose benutzen. Das war gut, da die Reserven meiner Powerbanks durch die letzten Nächte im Zelt erschöpft waren.

Nachdem ich meine Probleme gelöst hatte, beobachtete ich zufrieden die Sterne über der Wüste. Dann kuschelte ich mich auf die Matratze in meiner Jurte und entschlummerte in meine erste Nacht in der Westsahara.

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