Tel Aviv: Der Tag, an dem mein nagelneues iPhone ins Klo fiel

Ich bin mir sicher, dass das Klo, in das mein iPhone gefallen ist, sauberer war. (Quelle: Zico)

Dass jemandem sein iPhone ins Klo geplumpst ist, hatte ich schon oft gehört. Allerdings glaubte ich, dass dies eine Urban Legend ist und niemand wirklich so dumm sein kann, sein Telefon in die Toilette fallen zu lassen. Seit meiner Reise nach Israel weiß ich, dass das ein Irrtum war.

Vorgeschichte

Mehr von dieser Reise

Ich bin ein iPhone-Liebhaber. Da ich kein Auto habe, betrachte ich das als mein mir zustehendes Statussymbol. Als meine Vertragslaufzeit sich dem Ende näherte, war das iPhone 5s gerade herausgekommen und ich war schon heiß auf eines dieser Exemplare – und zwar in Gold. Unverständlicher Weise erntete ich für meine Farbwahl nur Kopfschütteln, Gelächter und rollende Augen. Aber mir war das egal. Ich bestellte es trotzdem.

Als das Handy da war, zeigte ich es stolz herum. Die Farbe überzeugte aber immer noch nur die Wenigsten. Die Kommentare reichten von „Proleten-Handy“ bis „Gibts das auch in hetero?“. Eine Woche später flog das gute Teil dann mit mir nach Israel.

Der besagte Abend

Der Grund meiner Reise ins gelobte Land war der Fußball. Mein Verein Eintracht Frankfurt spielte 2013 im Europacup gegen Maccabi Tel Aviv. Schon kurz nach der Auslosung hatte ich mit einem Freund ausgemacht, diese Auswärtsspiel-Reise mitzumachen.

Ich war bereits einen Tag früher als mein Kumpel angereist und holte ihn am Tag vor der Partie am Flughafen ab. Nachdem er das Hotel bezogen hatte, gingen wir los, um ein paar Bier zu trinken und Tel Aviv bei Nacht kennenzulernen.

Shisha-Rauchen im Rotlicht (Quelle: ruti)
Shisha-Rauchen im Rotlicht

Unser erstes Ziel war das „Mike’s Place“, ein Pub nahe das Strandes und der Treffpunkt der Eintracht-Fans. Da wir in einem Hotel weit im Norden der Stadt wohnten, mussten wir ein ganzes Stück bis zu der Bar laufen. Irgendwann waren wir ziemlich erschöpft und weil wir glaubten, der Weg sei noch weit, legten wir eine Pause an einer Beachbar namens „La Mer“ ein.

Bar in red

Im Sand standen Platikstühle mit kleinen Tischen und die Beleuchtung tauchte die gesamte Szenerie in Rot. Dort machten wir es uns erst einmal gemütlich, bestellten eine Shisha und ich trank Jack Daniel’s mit Cola.

Eine Stunde später zogen wir weiter und fragten uns, ob wir „Mike’s Place“ überhaupt noch erreichen würden. Als wir nach nur wenigen Schritten um die Ecke gingen, mussten wir feststellen, dass der Laden die ganze Zeit genau gegenüber gewesen war…

Im „Mike’s Place“ trafen wir ein paar Leute und zogen nach einem Bier mit vieren davon weiter.

Mike's Place: Treffpunkt der Eintracht-Fans in Tel Aviv. (Quelle:ruti)
Mike’s Place: Treffpunkt der Eintracht-Fans in Tel Aviv.


Das Florentine-Viertel

Wir wollten ins Florentine-Viertel. In meiner ersten Nacht hatte ich dort in einem Hostel geschlafen und festgestellt, dass das Florentine ein zwar heruntergekommenes aber sehr hippes Viertel ist. Graffitis schmücken die Wände und es gibt viele coole Bars mit alternativen Leuten. Irgendwo im Internet habe ich gelesen, es sei das Kreuzberg Tel Avivs.

Wir irrten ein wenig stadteinwärts und ließen uns dann mit einem Sherut (israelisches Sammeltaxi) in das Viertel fahren.

Als der Taxi-Fahrer uns rausließ, waren wir zwar in der besagten Gegend, von einer Bar aber war weit und breit nichts zu sehen.

Mit dem Sherut ging es ins Florentine-Viertel. Für sechs Schekel pro Nase waren wir dabei. (Quelle: ruti)
Mit dem Sherut ging es ins Florentine-Viertel. Für sechs Schekel pro Nase waren wir dabei.

Nach einem Blick auf die Karte waren wir auch nicht viel schlauer, entschieden uns aber für eine Richtung und stapften los. Doch auch nach zehn Minuten Fußmarsch war nichts barähnliches aufgetaucht und auf Nachfrage, erklärte uns eine Frau, dass es in dieser Gegend überhaupt keine Bars gebe.
Wir wollten schon aufgeben, als wir doch nochmal eine andere Dame fragten. Die behauptete das Gegenteil der ersten und sagte, es gebe hier überall Bars. Wir glaubten der zweiten, ließen uns den Weg weisen und wurden bereits nach wenigen Metern fündig.

Der Sündenfall

Schon die zweite Bar war ein Volltreffer. Sie war ein gemütlicher kleiner Laden, in dem wir blieben, bis wir rausgekehrt wurden.

Bevor wir uns wieder auf den Weg machten, wollte ich nochmal schnell meine Blase entleeren – Die Barleute waren wirklich schon mit sich selbst beschäftigt. Mitten in der Nacht vollführten sie Renovierungsarbeiten, bohrten, hängten Lampen auf etc. –

Das Klo war eine einzelne Toilette, in der es immerhin ein Waschbecken gab. Die Beleuchtung war bereits aus und weil ich den Lichtschalter nicht fand, schaltete ich mein Handy ein, legte es auf den Klokasten und erledigte mein Geschäft im Stehen. Als ich fertig war, ging ich zum Waschbecken, um mir die Hände zu waschen.

Plötzlich hörte ein „Klong“ und als ich nach rechts schaute, sah ich es aus der Kloschüssel seltsam leuchten.
Leichten geschockt realisierte ich, dass mein nagelneues goldenes iPhone in ein versifftes Bar-Klo in Tel Aviv gefallen war. Es lag mitten im Wasser auf dem Grund der Toilette.

Ich fürchtete das Schlimmste und zögerte nicht bei meinem Griff ins Klo. Nachdem ich das Handy herausgefischt hatte, trocknete ich es behutsam mit Papiertüchern ab.

Glück im Unglück

Als ich zurück zum Tisch kam, erzählte ich den anderen von meinem Malheur und erntete natürlich schallendes Gelächter. Der Abend ging noch lange weiter und endete nach einem Club-Besuch mit einem Strandspaziergang zum Hotel.

Am nächsten Morgen hatte mein Kumpel bereits die Heimat per WhatsApp über meine Dummheit, mein iPhone ins Klo fallen zu lassen, informiert, wo die Nachricht ebenfalls für viel Erheiterung sorgte. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu Sorgen.

Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten. Denn aus irgendwelchen magischen Gründen funktionierte mein iPhone noch, einwandfrei, und das tat es, bis es zwei Jahre später durch ein neues ersetzt wurde. Ein Gruß geht raus an alle Schadenfrohen.

Nach ein paar Runden alkoholischer Kaltgetränke geschah das Malheur. (Quelle: ruti)
Nach ein paar Runden alkoholischer Kaltgetränke geschah das Malheur.

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