Vietnam in 15 Tagen – Stationen zweier Luxsackreisenden

Die Landschaft im Mekong-Delta in Vietnam ist malerisch. (Foto: Ruti)

Im Juli 2015 hat Vietnam die Einreisebestimmungen geändert. Deutsche brauchen nun kein Visum mehr, wenn sie nicht länger als 15 Tage im Land bleiben (zur Homepage der vietnamesischen Botschaft). Vietnam ist zwar nicht sehr breit aber ziemlich lang. Deshalb sind 15 Tage nicht gerade viel, wenn man es von Hanoi nach Saigon (Ho Chi Minh City) schaffen will. Aber möglich ist es. Wie und was ich mir dabei angeschaut habe, erfährst Du im Folgenden.

Seit 2017: Das E-Visum für 30 Tage Vietnam

Update 2017: Wer länger als 15 Tage in Vietnam belieben will, braucht nach wie vor ein Visum. Allerdings gibt es nun die Möglichkeit ein E-Visa online zu beantragen, mit dem Du als Deutscher 30 Tage im Land bleiben darfst (hier kannst Du das E-Visa beantragen).

Zur Planung

Vietnam ist ein langes (1650 Kilometer) und sehr schmales Land (an der breitesten Stelle 600 km, an der schmalsten gerade einmal 50 km). Von den beiden größten Städten liegt die eine ganz im Norden (Hanoi) und die andere ganz im Süden (Ho Chi Minh City a.k.a. Saigon).

Deshalb reisen fast alle Vietnamtouristen entweder von oben nach unten oder von unten nach oben. Wir entschieden uns für die Nord-Süd-Variante. Auf dem Weg suchte ich uns einige vermeintlich attraktive Etappenziele aus.

Da wir „Luxsackreisende“ waren – ich bin mit meiner Mutter gereist, die einen „handlichen“ 105 Liter Rimowa-Koffer, der fast 1 Meter hoch und einen halben Meter breit ist) dabei hatte  – vermieden wir komplizierte Wege und nahmen stattdessen drei Mal das Flugzeug. Das ist bequem und spart Zeit. Unsere längste Busfahrt dauerte fünf Stunden.

Außerdem hatten wir an jedem Ort bereits ein Hotelzimmer reserviert, das mindestens Mittelklasse war. Das erste buchte ich von Zuhause aus und die anderen immer kurz bevor wir das Ziel erreichten. Ich nutzte dafür *Booking.com. *Agoda ist ein weiteres Hotel-Portal, das besonders in Asien gut funktioniert.

Unser Trip fand im Oktober statt und das Wetter war von Nord bis Süd warm.

Mit Millionen unterwegs

Weil es uns passiert ist, möchte ich noch darauf hinweisen, dass das Geld in Vietnam sehr wenig wert ist. Ich habe das vorher nicht gecheckt und am Flughafen großzügige 500.000 Dong abgehoben. Wenig später stellte sich heraus, dass das gerade einmal 20 Euro sind. Gut, dass es in Vietnam an jeder Ecke Geldautomaten zum Nachladen gibt, wenn Du nicht gerade total aufm Land bist. Hebe am besten immer den Maximalbetrag von 2.000.000 Dong ab. Leben in Vietnam ist billig. Damit kommst Du ein Weilchen aus.

Die Route

Hanoi

Vietnams Hauptstadt Hanoi
  • Hauptstadt von Vietnam
  • Sehenswert: Altstadt, Streetfood, Nightmarket, Bia Hoi (frisch gezapftes Bier von Mikrobrauereien für 20 Cent), Hoan-Kiem-See, Wasserpuppentheater
  • Empfehlung Aufenthaltsdauer: 1,5 Tage, am besten einen Wochenendtag (Fr, Sa, So) einbauen, weil der Nachtmarkt nur an diesen Tagen stattfindet

Hanoi war der Startpunkt unserer Reise durch Vietnam.

Ha Long Bucht

Die traumhaft schöne Ha Long Bucht im Norden Vietnams
  • Top-Attraktion im Norden Vietnams
  • Wundersame Formation hunderter Kalksteininseln
  • UNESCO-Weltnaturerbe
  • Wird auch „Bucht des abtauchenden Drachen“ genannt, weil das Fabelwesen mit seinem Schwanz die Landschaft derart zerfurcht haben soll
  • Von Hanoi aus werden unzählige Touren angeboten
  • Empfehlung Aufenthaltsdauer: 2 Tage und 1 Nacht; allein die Busfahrt dorthin dauert 5 Stunden. Kosten ca. 135 Euro mit luxuriösem Schiff. (Anbieter: z.B. Galaxy Cruises)

Wir waren für drei Übernachtungen in Hanoi und und Ha Long. Einen kompletten Tag und einen Abend plus die eineinhalb Tage mit Übernachtung in der Bucht empfanden wir als optimal und ausreichend.

Mit dem Propellerflugzeug ging es 500 km weiter in den Süden nach Dong Hoi.

Phong Nha-Ke Bang Nationalpark

Der Dschungel im Phong Nha-Ke Bang Nationalpark in Vietnam
  • UNESCO-Weltnaturerbe
  • 500 Kilometer südlich von Hanoi
  • Nächster Flughafen: Dong Hoi liegt ca. 1 Stunde Autofahrt entfernt
  • Sehenswert: gigantische erst kürzlich entdeckte Höhlen (z.B. Paradise Cave), Dschungel, ländliches Vietnam; gut mit dem Moped zu erkunden
  • Unbedingt besuchen: Dark Cave  – eine Höhle, die mit Matsch gefüllt ist. Man denkt, man schwimmt in Schokoladensoße (einigermaßen körperliche Fitness vorausgesetzt, Ziplining nur bis 90 kg). Nennt sich „Adventure Tour“.
  • Touren gibt es von Dong Hoi aus, man kann aber auch vor Ort wohnen.
  • Die Höhlen kann man auch auf eigene Faust besuchen.
  • Empfehlung Aufenthaltsdauer: 2 Tage

Wir verbrachten 2,5 Tage im malerisch gelegenen Phong Nha Lake House Resort am Rande des Nationalparks. Da wir am ersten Tag so fertig vom frühen Aufstehen und der Reise waren, haben wir nichts unternommen. Somit hatten wir nur einen halben Tag, um die Gegend mit dem Moped zu erkunden. Hätten noch ein paar Stunden mehr sein können.

Mit dem Bus sind wir dann 4,5 Stunden in die alte Kaiserstadt Hue gefahren.

Hue

Ruti in Hue, der alten Kaiserstadt Vietnams (Foto: Ruti)
  • Alte vom Vietnamkrieg schwer gezeichnete Kaiserstadt in Zentralvietnam
  • 4,5-stündige Busfahrt vom Phong Nha-Ke Bang Nationalpark entfernt
  • Sehenswert: Thien Mu Pagode mit Bootsfahrt auf Parfümfluss und vor allem die Imperial City mit vielen alten zum Teil zerstörten Gebäuden und großen Gärten
  • Zitadelle gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe
  • Empfohlene Aufenthaltsdauer: 1 ganzer Tag

In Hue hatten wir nur einen halben Tag Zeit, bevor wir weiter nach Hoi An gefahren sind. Das war etwas knapp bemessen. Auf dem Parfümfluss haben wir nur eine kleine Fahrt unternommen, man kann sie noch bis zu den Kaisergräbern erweitern. Und in der Kaiserstadt hätten wir uns ein paar weitere Stunden gewünscht. Sie wird wieder aufgebaut, so dass in Zukunft eher mehr Zeit zu veranschlagen ist. Aber ein ganzer Tag reicht dicke.

Für die Fahrt nach Hoi An haben wir uns ein Taxi genommen. Das hat 4 Stunden gedauert und 55$ gekostet. Dafür konnten wir an einigen sehenswerten Stellen stoppen und den alten Bergpass Hai Van anstelle des Tunnels nehmen. Auch hier war die Zeit leider knapp, denn es wird früh dunkel in Vietnam und dann nützt einem die schönste Aussicht nichts mehr.

Auf dem Weg kommt man durch Vietnams drittgrößte Stadt Danang, die eine unfassbar geile Drachenbrücke zu bieten hat.

Hoi An

Blick auf den Song-Thu-Bon-Fluss in Hoi An (Foto: Ruti)
  • Gilt als schönste Stadt Vietnams
  • Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe
  • Fahrt von Hue mit dem Pkw dauert 4 Stunden. Bus länger; dabei tolle Aussicht bei Fahrt über den alten Bergpass Hai Van.
  • Nächster Flughafen: Danang, ca. 40 Minuten Fahrt
  • Sehenswert: fantastische verkehrsberuhigte Altstadt, die bei Nacht von hunderten Laternen erleuchtet wird, japanische Brücke (Wahrzeichen Hoi Ans), Quang Trieu Versammlungshaus im chinesischen Stil mit beeindruckenden Drachenstatuen, Strand, Restaurants und Bars direkt am malerischen Fluss
  • Aufenthaltsdauer: mindestens zwei Tage; wenn einen das hohe Touristenaufkommen nicht stört, kann man es hier sicherlich viel länger aushalten

In Hoi An hatten wir zwei Nächte, wären aber gerne noch länger geblieben. Zumal ein halber Tag für einen Ausflug nach My Son drauf ging. Den Strand haben wir nicht gesehen, uns aber von Reisebekanntschaften, die wir in der Ha Long Bucht kennengelernt und hier wiedergetroffen haben, sagen lassen, dass er schön ist, die Wellen aber gefährlich sind. Sie waren zwei Mal dort und jedes Mal musste jemand gerettet werden, weil ihn das Meer hinausgezogen hatte.

My Son

Die alte Tempelstadt My Son in Vietnam (Foto: Ruti)
  • Im Dschungel wiederentdeckte Tempelstadt der Cham-Kultur aus dem 2. – 13. Jahrhundert n. Chr.
  • Etwa 50 Km von Hoi An entfernt
  • UNESCO-Weltkulturerbe
  • von Besatzungen und Krieg stark beschädigt
  • Bauweise der Tempel bis heute rätselhaft und in der gleichen Qualität nicht nachzubilden
  • Tour muss nicht sein, dauert zu lang; lieber ein paar Infos anlesen und dann auf eigene Faust hinfahren
  • Aufenthaltsdauer: 2 Stunden, mit Hin- und Rückweg ein halber Tag
  • Hier gibts mehr über My Son

Von Hai An fuhren wir nach Danang und flogen 500 km weiter nach Süden ins Strandörtchen Nha Trang

Nha Trang

Der Strand in Nha Trang (Foto: Ruti)
  • Touristischer Strandort
  • Schöne Bucht, guter Sand, schnell tief werdendes Wasser
  • Russen dominieren, Schilder auf Russisch, Händler sprechen mehr Russisch als Englisch
  • große Hotels, schicke Restaurants, keine Backpacker-Atmosphäre
  • Seafood der Spitzenklasse
  • eigener Flughafen
  • Empfohlene Aufenthaltsdauer: 1-3 Tage

Nha Trang hat uns aufgrund der vielen Russen überrascht. Sonst hatten wir kaum welche in Vietnam gesehen. Als unangenehm ob der Übermacht empfanden wir es trotzdem nicht. Haben die beste Seafood-Platte unseres Urlaubs hier gegessen und Lobster vom fliegenden Händler am Strand.

Nha Trang war nett, aber nicht sonderlich vietnamesisch. Allerdings haben wir die Zeit ausschließlich zum Relaxen genutzt. Es gibt einige historische Gebäude und einen Freizeitpark, den man besuchen kann. Und natürlich gibt es Touren ins Umland, die mit dem Motorrad sicherlich Spaß machen.

Ich würde Nha Trang dennoch skippen und dafür Mui Ne oder die Insel Phu Quog als alternative Strandorte ausprobieren.

Von Nha Trang sind wir nach Saigon geflogen. Offiziell heißt die Stadt Ho Chi Minh City. Aber die Vietnamesen wünschen sich, dass man Saigon sagt.

Saigon a.ka. Ho Chi Minh City

Die Ho-Chi-Minh-Statue vor dem Wiedervereinigungspalast in Saigon (Foto: Ruti)
  • Größte Stadt in Vietnam (8 Mio. Einwohner)
  • Sehenswertes: Wiedervereinigungspalast, Ho-Chi-Minh-Statue und das nächtliche Treiben inklusive farbiger Wasserspiele auf dem Platz davor, Rooftop-Bar im geschichtsträchtigen Rex Hotel, Cho Benh Tanh Markt, tolle Restaurants, Streetfood auf Nightmarket, Lonely-Planet-Stadtspaziergang
  • Empfohlene Aufenthaltsdauer: mindestens 2 Tage

In Saigon gibt es viel zu sehen. Ich kann nur darüber sprechen, was ich mir auch angeschaut habe. Das Kriegsreste-Museum gehört nicht dazu, ein Besuch soll sich lohnen, aber an die Nieren gehen.

Mekong-Delta

Ein Seitenarm im Mekong-Delta Vietnams (Foto: Ruti)
  • Mekong ist der achtgrößte Fluss der Welt
  • Top-Attraktion im Süden Vietnams
  • Busfahrt von Saigon dauert 2-3 Stunden
  • Haufenweise Tour-Angebote in der Stadt
  • Empfehlung: 2 Tage mit Übernachtung, bei mehr Zeit würde ich auf eigene Faust bevorzugen und länger bleiben, um gemütlich in der Hängematte zu chillen, Homestay ist möglich
  • Sehenswertes: gigantischer Mekong, am Fluss lebende Menschen, Lebensmittelmarkt in Vinh Long, Floating-Markt, bizarres Essen wie Schlange oder Ratte, Manufakturen, in denen die Menschen in mühevoller Handarbeit aus Reis alles Mögliche herstellen; man kann  die Sachen gratis probieren

Was die Ha Long Bucht für den Norden des Landes ist, ist das Mekon-Delta für den Süden: das Must See für jeden Besucher.

Cu Chi Tunnel

Zu Besuch bei den Cu Chi Tunneln der Vietcong (Foto: Ruti)
  • Legendäres unterirdisches Tunnelsytem der Vietcong aus dem Vietnamkrieg
  • 70 Km von Saigon entfernt
  • absolut sehenswert, wenn auch scary, in die für Westler viel zu kleinen Tunnel hineinzukriechen
  • bedrückende Atmosphäre
  • Außerdem: Shooting Range für Schießwütige, die gern mit AK47 oder anderen Waffen rumballern, Kriegsfallen, Bombenkrater, Waffenausstellung
  • Touren werden in Saigon angeboten, halber Tag reicht. Noch besser: auf eigene Faust hinfahren, Erklärungen gibt es vor Ort genügend
  • Ich empfehle mit dem Speedboat über den Saigon River hin zu fahren. Das Boot braucht 90 Minuten pro Fahrt, Bus mindestens 2 Stunden

Die Bootsfahrt zu den Cu Chi Tunneln macht Spaß. Auf dem Wasser sieht man dort wie auch im Mekong-Delta Wasser-Hyazinthen schwimmen. Darunter versteckten sich die Vietcong damals und griffen die Amerikaner von unter Wasser aus an. Ihr Vorteil: Die russische AK47 war im Gegensatz zu den Gewehren der USA auch im nassen Zustand einsatzfähig.

In den Tunneln war es so schon beengend, heiß und unangenehm. Und die waren für Touristen präpariert. Zusammen mit den Schüssen von der Shooting-Range kriegt man eine Ahnung, was für ein Dschungel-Albtraum das für alle Beteiligten damals gewesen sein muss.

Das Speedboat kostete 15$ pro Fahrt. Ich hatte das Gefühl, dass man es auch billiger bekommen hätte bekommen können. Bus kostet ab 1$ aufwärts.

Fazit der Vietnam-Rundreise

Die erste Fahrt in einer fremden Stadt ist immer besonders aufregend. Die meisten Leute kommen in Bangkok am Suvarnabhumi-Airport an. Von dort kommst Du am besten mit dem Taxi oder dem Zug in die Stadt. Im Gebäude sind die Wege zu den Abfahrtsorten gut ausgeschildert.

Der einfachste Weg ist der Transport mit dem Taxi. Dazu muss man raus vor das Gebäude. Vor einigen Jahren am alten Flughafen wurde man direkt mit dem Chaos konfrontiert, als sich die Schiebe-Tür des Flughafens öffnete. Man hatte noch mit der Hitzewand, gegen die man lief, zu kämpfen, während bereits Leute auf einen zustürzten, die einem ein Taxi anbieten wollten. Heute geht es geregelter zu. Man stellt sich an und bekommt ein Taxi zugewiesen. Das ist idiotensicher.

Die Fahrt vom Flughafen wird mit dem Taxameter bestritten. Man muss also nicht handeln. Außerdem wird ein Zuschlag fällig. Der ist obligatorisch und keine Abzocke. Sollte der Fahrer fragen, ob er den Highway benutzen soll, würde ich zustimmen. Das geht viel schneller, als sich durch den dichten Verkehr der normalen Straßen zu quälen. Meistens wird man aber gar nicht mehr gefragt. Der Highway kostet extra. Das Geld sollte man bereit halten, um es dem Fahrer in die Hand drücken zu können. Das sind zwischen 45 und 55 Baht (etwas mehr als 1 Euro) pro Maut-Station, von denen es vom Flughafen aus üblicherweise zwei gibt. Eine Fahrt in die Stadt kostet alles in allem zwischen 350 und 400 Baht. 

Es war mein erstes Mal in Vietnam und ich finde, es ist ein tolles Land: Abwechslungsreiche Landschaft, unfassbar nette Menschen, super leckeres, zum Teil auch bizarres Essen und eine traurige aber sehr interessante Geschichte. Zudem habe ich mich sehr, sehr sicher gefühlt. Ich lehne mich gerne aus dem Fenster und behaupte, dass Vietnam in einigen Jahren Thailand heftige Konkurrenz machen wird als Südostasiens Touristenziel Nummer 1.

Ich komme auf jeden Fall wieder und dann bleib ich länger.

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