Auf den Malediven im Club Med

Club Med Kani auf den Malediven (Foto: Ruti)

Club-Urlaub ist etwas, auf das ich eigentlich verächtlich hinabschaue. Dennoch habe ich das in den letzten Jahren zwei Mal gemacht – zuletzt im Club Med Kani auf den Malediven.

Club-Urlaub ist eigentlich nicht mein Ding

Der Grund, warum ich Club-Urlaube nicht mag, ist die Massentierhaltung. Ich möchte individuell reisen. Außerdem sehe ich in einem Club-Urlaub nichts von Land und Leuten. Ich befinde mich in einer Blase, in der ich gar nicht merke, ob ich in Thailand oder in Vietnam bin.

Mehr von dieser Reise

Ich habe in Sri Lanka mal einen Fahrer gehabt, der uns mehrere Tage begleitet hat und uns von Ort zu Ort bzw. von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit kutschiert hat. Das ist noch weit weg von Club-Urlaub, aber das war mir schon zu viel.

Ein dritter Punkt ist das Entertainment-Programm. Die ewig gleichen Lieder und Tänze, Theater-Shows und Pool-Games.

Darum machte ich trotzdem Cluburlaub

Ich habe in St. Moritz und auf den Malediven den Club Med besucht. Beides sind Gegenden, die im Luxus-Tourismus anzusiedeln sind. Die Entscheidung für den Club fiel vor allem wegen des Preises. Sowohl in der Schweiz als auch auf den Malediven habe ich kurzfristig nichts Günstigeres gefunden, wo Essen und Drinks mit Alkohol, Transport und Aktivitäten inklusive waren. Und am Ende wäre ich gerne noch länger geblieben.

Eine Woche für 2000 Euro

Der Steg ist das, was jeder Besucher Kanis als erstes sieht. Ich sag mal so: Enttäuscht war ich nicht. (Foto: Ruti)
Der Steg ist das, was jeder Besucher Kanis als erstes sieht. Ich sag mal so: Enttäuscht war ich nicht.

Auf den Malediven hat eine Woche Club Med mit Direkt-Flügen von Moskau aus 2000 pro Person im Doppelzimmer gekostet.

So ein Club-Urlaub zeichnet sich dadurch aus, dass man sich um nichts kümmern muss. Alles wird einem vor den Arsch getragen wie einem kleinen Kind.

Die Kulisse ist schon ziemlich perfekt. Da steckt viel Arbeit drin, bis das so aussieht. (Foto: Ruti)
Die Kulisse ist perfekt. Da steckt viel Arbeit drin, bis das so aussieht.

Das begann bereits bei unserer Ankunft in Male. Vor der Flughafen-Tür erwartete uns eine Mitarbeiterin des Clubs, die uns mit den Koffern half und uns zu dem Boot brachte, das uns bequem auf die Insel Kani fuhr.

Dort warteten am Ende des Steges bereits weitere Mitarbeiter, die uns schon von weitem zuwinkten, uns in unserer Landessprache begrüßten und uns einen Willkommens-Drink in die Hand drückten.

Links: der frisch gefangene Fisch, und rechts: abends am Buffet im Club Med Kani. (Foto: Ruti)
Links: der frisch gefangene Fisch, und rechts: abends am Buffet. (Foto: Ruti)

Beim Gang über den Steg kamen wir an den frisch gefangen Fischen vorbei, die wir am Abend serviert bekommen würden und uns wurden Rochen und andere Meeresbewohner gezeigt, die direkt dort im Wasser schwammen. Und weil es gerade Saté-Spieße gab, haben wir davon auch noch einen bekommen.

Das Bändchen und das Zimmer

Der Schlüssel zum Glück: das Club-Bändchen. (Foto: Ruti)
Der Schlüssel zum Glück: das Club-Bändchen.

Es folgte der Check-Inn, wo wir das wichtigste Utensil bekamen: das Club-Armbändchen. Das ist der All-Inclusive-Ausweis und gleichzeitig der Zimmerschlüssel, damit man nicht noch einen extra mit sich herumtragen muss. Das Bändchen gibt es in verschiedenen Farben, die den Mitarbeitern sagen, welche Sprache der Gast spricht, um ihm immer möglichst in dieser begegnen zu können. Für Minderjährige und die 5-Sterne-Abteilung gibt es noch einmal gesonderte Farben.

Die linke Seite des Bungalows war unsere Doppelhaushälfte auf Kani. (Foto: Ruti)
Die linke Seite des Bungalows war unsere Doppelhaushälfte auf Kani.

Da wir „nur“ ein Standard-Zimmer gebucht hatten, waren wir uns nicht sicher, ob wir evtl. keinen direkten Blick aufs Meer hatten oder nicht in einem eigenen Bungalow wohnen würden.

Besonders weit hatten wir es nicht von unserem Bungalow zum Meer. (Foto: Ruti)
Besonders weit hatten wir es nicht von unserem Bungalow zum Meer.

Aber wir hatten Glück. Unser Zimmer war nur wenige Meter vom Strand entfernt und ich konnte von der Terrasse aus das Meer beobachten. Dafür war es auf der Rückseite der Insel. Wir mussten zwar von der Restaurant- und Pool-Area 10 Minuten dorthin laufen, aber dafür hatten wir dort unsere Ruhe. Es gab keine Animation, keine Jet-Skis, Wake- oder Fly Boards, keine Katamarane etc. Es gab also durchaus die Möglichkeit, dem Club-Treiben zu entkommen – selbst auf einer kleinen Insel.

Nichts tun oder jede Menge

Es war zwar weit bis zur nächsten Bar, aber als wir uns erst einmal mit Getränken eingedeckt hatten, ließ es sich aushalten vor unserer Hütte. (Foto: Ruti)
Es war zwar weit bis zur nächsten Bar, aber als wir uns erst einmal mit Getränken eingedeckt hatten, ließ es sich aushalten vor unserer Hütte.

Und genau das machte den Aufenthalt so angenehm. Wir konnten einfach in Ruhe am Strand ein Buch lesen oder Dösen ohne gestört zu werden.

Die Qual der Wahl: Katamaran fahren oder Colada schlürfen. (Foto: Ruti)
Die Qual der Wahl: Katamaran fahren oder Colada schlürfen.

Es gab aber auch zig Möglichkeiten, sich zu beschäftigen bzw. sich beschäftigen zu lassen. Das Inklusiv-Programm begann bereits früh morgens mit Jogging, Power Walk, Yoga, Aqua Gymnastik, Zumba, Kochkursen, Volleyball, Fußball, Tischtennis, Wasserball etc.

Wie wäre es mit Massage und dabei die Fische beobachten? (Foto: Ruti)
Wie wäre es mit Massage und dabei die Fische beobachten?

Neben diesen Kursen mit Übungsleitern konnten wir uns auch jederzeit einen Katamaran oder ein Standup-Paddle-Board ausleihen oder für uns selbst Tischtennis oder Badminton spielen. Für die Katamarane gab es auch mehrmals täglich eine kurze Einführung, bevor man alleine segeln gehen durfte.

Ein bisschen Stand-up-Paddling im Club Med Kani - Schwimmweste war Pflicht. (Foto: Ruti)
Ein bisschen Stand-up-Paddling im Club Med Kani – Schwimmweste war Pflicht.

Sicherheit wurde sehr groß geschrieben

Sicherheit wurde extrem groß geschrieben. Wir mussten bei allen Wasseraktivitäten Schwimmwesten tragen, wenn diese auch ganz modern und wesentlich komfortabler waren, als diejenigen, die ich bisher kannte.

Außerdem durften wir Kanu, Paddle-Board-Fahren oder Segeln nur in einem bestimmten Bereich, der nicht sonderlich groß war. Als ich diesen mit meinem Paddle-Board verließ, kam direkt ein Boot an und pfiff mich zurück. Ich fand das witzig, weil ich in Asien Sicherheit sonst eher als ein „Kann“ erfahren habe: Auf den Philippinen haben Chinesen Schnorcheltouren gemacht, die gar nicht schwimmen konnten. Im Club Med in Kani musste ich vor dem Schnorcheln vorschwimmen, obwohl man eh mit Schwimmweste unterwegs sein würde.

Aber die Strömung war auch nicht ohne, wenn man weiter raus geschwommen ist. Das will ich der Fairness halber dazu sagen. Wenn man da weggezogen wird, hat man keine Chance.

Deshalb verstehe ich die Club-Richtlinien einerseits, anderseits liebe ich an Asien eigentlich, dass ich meist selber entscheiden und dann auch verantworten muss, wie viel Risiko ich eingehen will. Regeln, die mir jede Verantwortung abnehmen habe ich schließlich in Deutschland genug.

Das Trapez war der Stolz des Clubs

Glaubt man den Animateuren, ist das ein Trapez der neueste Scheiß der Urlaubs-Animation. Dieses hier ist das erste auf den Malediven überhaupt. (Foto: Ruti)
Glaubt man den Animateuren, ist das ein Trapez der neueste Scheiß der Urlaubs-Animation. Dieses hier ist das erste auf den Malediven überhaupt.

Besonders stolz war der Club auf seine neueste Errungenschaft: Ein Trapez am Strand, an dem die Gäste Akrobatik ausprobieren konnten. Das ist wohl der neueste Scheiß des Entertainments und auf Kani haben sie das erste Trapez auf den Malediven. Vor allem bei den Damen war das sehr beliebt.

Schon nach wenigen Versuchen zeigten die Gäste teils beeindruckende Übungen vor atemberaubender Kulisse. (Foto: Ruti)
Schon nach wenigen Versuchen zeigten die Gäste teils beeindruckende Übungen vor atemberaubender Kulisse.

Einige Aktivitäten überstiegen die Kapazitäten

Für einige Aktivitäten mussten wir uns vorher anmelden, weil die so begehrt waren. Das ging nur am selben Tag morgens. Wenn man das verpasst, kann man mitunter schonmal Pech haben. Ärgerlich ist das, wenn es sich um ein wöchentliches Ereignis handelt, wie die Kayak-Tour einmal um die Insel.

Für viele Gäste war das die einzige Möglichkeit, denn im Club Med herrscht ein wöchentliches Konzept. Das Programm wiederholt sich jede Woche wieder. Viel Gäste bleiben daher (und auch weil es nicht ganz billig ist) nur eine Woche.

Der Turnus

Der Wochenplan hängt vor dem Restaurant-Gebäude. Dort konnten wir uns informieren, was wann angeboten wurde und und überlegen, was wir wahrnehmen wollten. Jeden Abend gab es ein bestimmtes Motto, (White Night, Asian Night, etc.) und auch einen Dress Code. Es scherte aber niemanden, wenn sich Gäste nicht daran hielten.

Meine Flip Flops waren am ersten Abend kaputt gegangen und weil ich zu geizig war, in der sündhaft teueren Boutique für 50 Euro neue zu kaufen, lief ich die ganze Woche barfuß herum und niemanden hat das gestört – zumindest hat niemand was gesagt.

Die Animateure veranstalten nach dem Dinner eine Show passend zum Motto, bevor der Abend dann bis ca. 0:30 Uhr an der Bar mit Musik ausklingt.

Wenn etwas extra kostete, dann richtig

Im Inklusiv-Programm sind auch Cocktails drin. Manche Dinge wie Champagner und Kokosnüsse kosten extra. Und wenn etwas extra kostete, war das immer teuer. Eine Kokosnuss kostete 6$. In einem Land voller Palmen! Ein Lobster zum Abendessen kostete 70$. Dafür bekam man dann aber auch einen besonderen Tisch direkt am Strand. Dort durften wir aber auch sitzen, als wir uns eine Wein bestellt hatten für 30€. Das ist schön, allerdings merkten wir später, dass das total unnötig war, denn es gab auch Hauswein, der inklusive war.

Abendessen direkt am Strand (Foto: Ruti)
Abendessen direkt am Strand

Einmal in der Woche dürfen sowieso alle Gäste auf dem Strand dinieren – und als ich Geburtstag hatte, hat man uns das auch ermöglicht.

Auch Ausflüge und besondere Aktivitäten wie Jet Ski, Fly-Board, Wake-Board, Wasserski und Paragliding kosteten extra.

Ich wollte gerne Fly-Board ausprobieren. Aber irgendwie bin ich nicht dazu gekommen und es war auch ziemlich teuer.

Wir haben an meinem Geburtstag einen Sunset-Boots-Cruise mitgemacht, auf dem die Delphine um unser Boot gesprungen sind, während wir  Champagner geschlürft haben. Das ging eine Stunde lang und kostete 55$.

Das Essen war der Star des Clubs

Das Essen im Club Med Kani war wirklich erstklassig und die Auswahl riesig. (Foto: Ruti)
Das Essen im Club Med Kani war wirklich erstklassig und die Auswahl riesig.

Das Essen war herausragend. Ich war bereits in St. Moritz überwältigt von der Qualität und Auswahl und das wurde auf den Malediven erneut bestätigt.

Nach wenigen Tagen kannten mich einige Köche bereits. (Foto: Ruti)
Nach wenigen Tagen kannten mich einige Köche bereits.

Es gab ein Hauptrestaurant, in dem etwas 20 Köche aus allen Herren Ländern an einzelnen Stationen Gerichte zauberten. Natürlich gab es jeden Tag andere.

An jeder Station stand immer ein Show-Teller, damit wir uns ein Bild von dem Gericht machen konnten. Wenn wir uns dann dafür entschieden, richtete der Koch das Gericht frisch auf einem Teller für uns an. Da konnte man natürlich seine Wünsche einfließen lassen („Bitte doppelt so viel Fleisch und kein Gemüse“, oder so.)

Vielleicht lag das daran, dass Club Med ursprünglich ein französisches Unternehmen war. Aber das Niveau der Speisen war wirklich extrem hoch. Ich habe auch in Sterne-Restaurants nicht besser gegessen.

Auch an der Bar war ich kein Unbekannter. (Foto: Ruti)
Auch an der Bar war ich kein Unbekannter.

Im Hauptrestaurant gab es drei Essen am Tag. Außerdem gab es noch zwei weitere Restaurants. Eines, in dem man auch zwischendurch etwas Essen konnte und das andere servierte ein spätes Frühstück. In diesem Restaurant konnte man auch Abends gegen Bezahlung essen. Haben wir aber nicht gemacht, weil dass Essen in dem anderen Restaurant so geil war.

Vor dem Mittag- und dem Abendessen wurde an der Strand-Bar zudem noch ein Snack-Buffet aufgebaut. Ich konnte quasi den ganzen Tag fressen.

Das Mittagessen habe ich meistens auslassen wollen. Wenn ich aber den Fehler machte, durch das Restaurant zu laufen, bin ich mit zwei Tellern wieder rausgekommen, weil es unmöglich war, an den Leckereien einfach vorbeizugehen.

Mit ein paar Snacks und Cocktails ließ sich dieser weiße Strand und das türkisfarbene Meer besser ertragen. (Foto: Ruti)
Mit ein paar Snacks und Cocktails ließ sich dieser weiße Strand und das türkisfarbene Meer besser ertragen.

Mit 40 darf man auch Club-Tanz machen

Nach meinem eigenen Selbstverständnis bin ich viel zu weit gereist und zu individuell unterwegs und außerdem viel zu cool für Club-Urlaub. Aber ich bin in dieser Malediven-Woche 40 geworden. Ich gehöre jetzt zu der Generation, der man auch Furzen in der vollen Bahn verzeiht, weil so sie alt ist.Cool sein muss ich nun wirklich nicht mehr. Also konnte man mich auf Kani auch abends beim Club-Tanz sehen. Mir scheiß egal. Aber das Video davon werdet Ihr niemals zu sehen bekommen!

Wie ich Clubtanz mache, bleibt unter Verschluss. Dafür gibts ein wenig Postkarten-Idylle. (Foto: Ruti)
Wie ich Clubtanz mache, bleibt unter Verschluss. Dafür gibts ein wenig Postkarten-Idylle.

Es war eine verdammt schöne Woche auf Kani und ich wäre gerne noch ein paar Tage länger geblieben in dieser Blase. „Shoes off, News off“ hatte auf einem Schild gestanden, als ich die Insel betreten hatte. „Back to Reality beyond this Point“ stand da, als ich sie wieder verließ.

Irgendwann muss jeder wieder raus aus dieser Blase der Glückseligkeit. (Foto: Ruti)
Irgendwann muss jeder wieder raus aus dieser Blase der Glückseligkeit.

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