Malediven – Rückkehr nach 30 Jahren

Auch nach so vielen Jahren ist die Pose ähnlich geblieben - nur eben mit Pina Colada. (Foto: Ruti)

Als die Aeroflot aus Moskau auf der Flughafeninsel aufsetzte, spähte ich neugierig aus dem ovalen Fenster. Ich war schon öfter hier gewesen. Allerdings war das  30 Jahre her. Nichts kam mir bekannt vor.

In den späten 1980er Jahren hatte ich mehrere Sommer auf den Malediven verbracht. Kaum älter als 10 war ich damals. Meine Mutter war mit einem Tauchlehrer zusammen gewesen und da er auf den Malediven Tauchbasen unterhielt, gehörten wir quasi zum Personal.

Ich weiß noch, wie wir bei der Renovierung der Tauchbasis halfen oder ich mit den einheimischen Mitarbeitern abseits der normalen Touristen hinter den Kulissen auf dem Boden saß und mit den Händen aß. Manchmal durfte ich sogar das Tauchboot lenken – natürlich nur unter Aufsicht.

Klein Ruti beim übt sich im Jahre 1989 im Dhonifahren. (Foto: Ruti)
Klein Ruti beim übt sich im Jahre 1989 im Dhonifahren.

Und bei Schnuppertauchgängen oder Übungen durfte ich meiner Tauchlehrerin assistieren.

Zwischen diesen beiden Tauchvorbereitungen liegen 30 Jahre. (Foto: Ruti)
Zwischen diesen beiden Tauchvorbereitungen liegen 30 Jahre.

Das war ganz schön cool für einen kleinen Jungen und wenn ich nach Wochen braungebrannt und mit schneeweißem Haar (ja, ich hatte mal Haare) in das Boot Richtung Deutschland steigen musste, weinte ich jedesmal bittere Tränen.

Kandooma, Malediven 1986 (Foto: Ruti)
Kandooma, Malediven 1986

Deshalb war die Rückkehr auf die Malediven eine ganz besondere Reise für mich. Auch wenn ich nicht dieselben Inseln wie damals besucht habe, kamen Erinnerungen hoch. Ich zog Vergleiche und erkannte große Veränderungen.

Timing war auch 1989 schon alles. (Foto: Ruti)
Timing war auch 1989 schon alles.

„In 20 Jahren wird es die Malediven nicht mehr geben“

Mehr von dieser Reise

Dass ich überhaupt zurückkehren konnte, damit konnte man nicht unbedingt rechnen. Denn die Erwachsenen hatten mir damals erzählt, dass es einen steigenden Meeresspiegel gebe und die Malediven in 20 Jahren im Meer versunken sein würden.

Ganz so weit ist es noch nicht. Aber als ich die Flughafeninsel durch das Fenster betrachtete, kam mir diese deutlich größer vor, als ich sie in Erinnerung hatte. Allerdings war ich beim letzten Mal selber auch deutlich kleiner gewesen. Trotzdem ist da was dran. Um dem steigenden Wasser entgegen zu wirken, werden die Eilande aufgeschüttet und vergrößert. Ganze Inseln werden geschaffen.

Von Fischer- zu Speedbooten

Ankunft in Male 1989. (Foto: Ruti)
Ankunft in Male 1989.

Auch der Transport zu den Inseln ist deutlich komfortabler geworden. Früher bin ich mit sogenannten Dhonis gefahren. Das sind größere Fischerboote. Mit denen war ich zuerst zur Hauptstadt-Insel Male gebracht worden, von wo aus wir dann stundenlang durch einen wilden Kanal, in dem einigen Westlern die Farbe aus dem Gesicht wich, bis zu unserer Insel schipperten.

Dhonis am Anleger von Male, der Hauptstadt der Malediven 1986. (Foto: Ruti)
Dhonis am Anleger von Male, der Hauptstadt der Malediven 1986.

Dhonis gibt es zwar noch, aber die allermeisten Boote sind weiße Speedboote. So eines holte uns auch vom Flughafen ab und brachte uns innerhalb von 20 Minuten zu unserer Insel Kani.

So sehen die Boote, mit denen die Touristen transportiert werden, heute (2018) aus. (Foto: Ruti)
So sehen die Boote, mit denen die Touristen transportiert werden, heute (2018) aus. Im Hintergrund ist noch eine moderne Version des Dhonis zu sehen.

Einige Malediver erzählten mir später, dass die Inseln, die ich früher besucht hatte (Kandooma und Dhigufinolhu und Rannalhi), nur 20 Minuten entfernt waren. Das Dhoni hatte 4 Stunden gebraucht. Den gefürchteten Kanal habe ich kaum gespürt. Keine Ahnung, ob die den irgendwie ruhiger gemacht haben.

Die schnellen modernen Boote sind natürlich praktisch, aber sie nahmen mir ein wenig die abenteuerliche Romantik des langen, gefährlichen Weges auf eine Insel fernab der Zivilisation.

Noch eine Stufe krasser sind die Wasserflugzeuge. Ich habe erst zum zweiten Mal eines gesehen und es ist beeindruckend, wenn die Dinger auf dem Meer starten und landen.

Ein Wasserflugzeug landet in Kani. (Foto: Ruti)
Ein Wasserflugzeug landet in Kani.

Postkarten-Idylle

Auf den Malediven ist es damals wie heute so, dass ein Resort eine Insel einnimmt. Ich habe im Club Med auf der Insel Kani Urlaub gemacht. Alles dort entspricht dem westlichen Bild eines Inselparadieses. Die Palmen neigen sich in einem perfekten Winkel über einen schneeweißen Strand, der in einem türkisfarbenen Meer versinkt.

An so einem Strand lässt es sich aushalten. (Foto: Ruti)
An so einem Strand lässt es sich aushalten.

Aber wenn man genau hinschaut, ist das alles künstlich geschaffen worden. Die Palmen wurden so gepflanzt und getrimmt, dass sie die perfekte Neigung über den schneeweißen Strand haben, der ständig gereinigt und von Blättern befreit wird, wie wir es von Postkarten her kennen. Keine der Palmen trägt Kokosnüsse. Die werden entfernt, damit sie die Touristen nicht verletzen. Ich glaube, die haben die Insel einmal komplett gerodet und dann neu bepflanzt. Alles ist perfekt, so sehen echte Strände nicht aus.

Dies ist die überragende Terrasse von einem Wasserbungalow der Club-Med-Insel Finolhu. (Foto: Ruti)
Dies ist die überragende Terrasse von einem Wasserbungalow der Club-Med-Insel Finolhu.

Früher waren die Inseln zwar auch schon bearbeitet, aber ihnen war deutlich mehr Wildes gelassen worden.

Der Vergleich zwischen 1988 und 2018. Auch wenn es nicht die selbe Strandecke ist, kann man den Unterschied des menschlichen Eingriffs gut erkennen. (Foto: Ruti)
Der Vergleich zwischen 1988 und 2018. Auch wenn es nicht die selbe Strandecke ist, kann man den Unterschied des menschlichen Eingriffs gut erkennen.

Fortschritt bei der Müllentsorgung

Allerdings hat die Organisation auch ihr Gutes. Das Abwasser der gesamten Insel wird von Kani zu einer kleinen Nebeninsel geleitet und dort von Maschinen gereinigt. Der Müll wird abgeholt und auf einer anderen Insel verbrannt. Das hatte es früher nicht gegeben. Der Müll wurde auf ein Dhoni geladen und im Meer versenkt.

Der alte Mann und seine Erinnerungen an das Meer

Die Folgen des Umgangs des Menschen mit der Natur und des Klimawandels habe ich nirgendwo deutlicher gesehen, als im Meer. Als ich früher hier getaucht bin, war es so, wie auf der Club-Med-Insel heute. Alles war perfekt.

Heute ist die Unterwasserwelt auf den Malediven immer noch herausragend. Ich konnte Haie und Rochen und Tintenfische sehen, wenn ich nur vom Strand aus ins Meer blickte. Überall tummelten sich Nemo und seine Freunde.

Am Strand von Kani konnte ich die Baby-Haie schwimmen sehen. (Foto: Ruti)
Am Strand von Kani konnte ich die Baby-Haie schwimmen sehen.

Doch die Korallen sind wie an so vielen Stellen der Welt zerstört. Wenn das Wasser zu warm wird, können die Korallen nicht mehr fressen und sterben. Dann sind die bunten Farben weg. Man nennt das Korallenbleiche. Diese Bleichen kamen früher viel seltener vor als heute, so sich die Korallen kaum noch erholen können.

Die von Korallenbleiche gezeichnete aber immer noch herausragende Unterwasserwelt der Malediven. (Foto: Ruti)
Die von Korallenbleiche gezeichnete aber immer noch herausragende Unterwasserwelt der Malediven.

Wahrscheinlich habe ich die schönsten Unterwasserwelten bereits bei meinen ersten Tauchgängen gesehen und egal wo ich hinkomme, werde ich so etwas wohl nicht mehr finden.

Immer noch magisch

Mit so einem traurigen Thema möchte ich Dich aber nicht aus dem Artikel entlassen. Denn die Malediven sind immer noch ein Wunderland, das mich in dem Moment in den Bann zog, als sich das Flugzeug über den türkisfarbenen Ozean senkte und ich aus dem ovalen Fenster auf die Inseln spähte, die wie Spiegeleier aus dem Wasser ragten.

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