One Night in Bangkok – verschluckt und ausgespuckt

Bangkok bei Nacht (Foto: S.E.)

Es war unser erster Abend in Bangkok. Nach einem anstrengenden 10-Stunden Flug von Frankfurt aus, der Fahrt mit dem Taxi zum Hotel, dem Einchecken und ersten Schritten in der Stadt waren mein Kumpel Steffen und ich verdammt müde und hatten eigentlich gar keinen Bock mehr, irgendwas zu machen. Schließlich rafften wir uns doch auf und gingen noch mal raus. „Aber nur auf einen Drink“, beschlossen wir. Als ich am nächsten Tag aufwachte, hatte ich rasende Kopfschmerzen und Steffen lag neben mir im Bett – splitterfaser nackt.

Nur mal kurz „Hallo“ sagen

Aber zurück zum Anfang: Wir wohnten im Grand President Hotel in der Sukhumvit Road Soi 11. Über meine Mutter kannte ich Leute im Old German Beerhouse gleich nebenan. Da das so nah und unkompliziert war, entschieden wir, noch kurz „Hallo“ zu sagen. Wir gingen also rüber ins Beerhouse und setzten uns an einen Tisch. Mit uns saßen dort andere Europäer, die in Thailand lebten und arbeiteten. Wir kamen ins Gespräch und als das erste Bier leer war, ließen wir uns überreden, mit ihnen Wodka-Mandarinensaft zu trinken. Nach einiger Zeit verloren wir unsere Scheu und unterhielten uns gut. Als die Meute weiterziehen wollte und zögerte ich kurz. Aber Steffen war schon in Parytlaune und sagte: „Wenn ihr Spaß haben wollt, nehmt ihr uns besser mit.“

Gesagt getan, in der nächsten Bar ging es weiter – Wodka-Mandarinensaft nonstop. Die Stimmung stieg und stieg und als die anderen erneut weiterzogen, brauchten sie uns nicht mehr zu fragen, ob wir dabei sind.

Wodka, Nutten und das Superman-Kostüm

Es ging auf die Soi Cowboy, eine Straße, in der bunte Lichtern blinken, sich Go-Go-Bar an Go-Go-Bar reiht und solche Dinge wie Frog in Pussy, Fish in Pussy oder Rasierklingen aus Pussy schießen angeboten werden. Kaum hatte ich sie betreten, hakten sich links und rechts zwei Thailadys/Prostituierte bei mir ein. Ich war schon in „König-der-Welt-Stimmung“, hatte jegliche Hemmungen bereits weggespült und plauderte mit ihnen. Dabei schlenderte ich in einige Bars hinein, in denen leicht bekleidete Frauen an Stangen oder auch ohne Kleider und ohne Stangen tanzten. Ich kann mich noch an eine Bar erinnern, in der am Boden, an der Decke und eigentlich überall Spiegel angebracht waren, so dass man die Frauen aus wirklich jedem Winkel betrachten konnte.

Da die anderen sich auskannten, suchten sie die Bar aus, in die wir schließlich einkehrten und weiter Wodka-Mandarinensaft tranken. Während ich an einem Tisch saß und mit einer Deutschen flirtete, hatte Steffen das Superman-Kostüm schon vollends übergestreift. Er schien mit den Barkeepern bestens befreundet und wünschte sich dauernd irgendwelche Lieder, die auch sofort gespielt wurden. Ich war noch halbwegs zurechnungsfähig, bis Steffen in seinem Großmut zwei Flaschen Finlandia-Wodka bestellte. Die anderen, die bis dahin alle Getränke bezahlt hatten, wollten ihn noch davon abbringen, aber es war zwecklos.

Bruchstückhafte Erinnerungen

Wie es genau weiterging, kann ich nicht mehr sagen. Ich weiß aber noch, dass ich mit der Deutschen irgendwann über die blinkende Straße gelaufen bin und wir in einen Club gegangen sind. Als wir dort tanzten, fiel mir nach einer Weile auf, dass ich Steffen schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Aber ich kümmerte mich nicht weiter darum und trank lieber noch mehr Alkohol. Meine Begleitung zeigte mir irgendwann meinen Leichtsinn auf, als sie mir beim Tanzen auf einmal meine Kreditkarten, mein Geld und meinen Hotelkey vor die Nase hielt – es war offenbar ziemlich einfach, mich zu bestehlen. Nach ein paar mahnenden Worten über meine Leichtfertigkeit, gab sie mir die Sachen netterweise zurück.

Wenig später oder auch Stunden später, wer weiß das schon noch so genau, räumte ich beim Knutschen die Bar ab. Weil ich eine Menge Scherben und ein klein wenig Aufruhr verursachte, erinnere ich mich wohl noch an diese Heldentat. Der Rest liegt im Dunkeln.

Warum war der Kerl nackt?

Als Nächstes wachte ich in meinem Hotelbett auf und mein Kopf hämmerte vor Schmerz. Es war bereits Mittag. Neben mir lag ein nackter Steffen. Bis auf die fehlenden Kleider war er jedoch unversehrt. Ich ging erstmal ins Bad, um mein Gesicht auf Tätowierungen zu überprüfen. Dann betete ich den Porzellangott an.

Auf unseren Handys fanden wir später einige Fotos, die uns Hinweise auf das Geschehene gaben. Zeigen kann ich sie hier leider nicht – aus Gründen. Warum aber Steffen keine Klamotten anhatte, ist bis heute ein Rätsel geblieben.

In Bangkok kann alles passieren

Bangkok hatte uns in dieser Nacht, in der wir eigentlich gar nicht rausgehen wollten, einmal verschluckt und am nächsten Tag wieder ausgespuckt. Wenn es dumm gelaufen wäre, wären wir nicht versoffen im Hotelzimmer aufgewacht, sondern mit einem Ball im Mund in einer Kiste auf dem Grund des Chao-Phraya-Rivers geendet. In Bangkok ein durchaus realistisches Szenario. So aber machten wir einen Haken bei „Hangover-Nacht in Bangkok erleben“ auf unserer Bucket-List und hängten das Superman-Kostüm wieder in den Schrank.

Das Partypotential der Metropole ist zurecht berühmt-berüchtigt. In Bangkok gibt es keine Grenzen und genau deshalb solltest auch Du Dich einmal in das Nachtleben der Stadt werfen. Es könnte ein (un)vergessliches Erlebnis werden.

„Weitere interessante Artikel zum Thema Bangkok findest Du in der Blogparade „Dein Bangkok ist nicht mein Bangkok“ beim flocblog.

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